Review


Drill, Disinclined, Excoriated & Civil Execution
Daisy Chain DIY holte Drill, Disinclined, Excoriated und Civil Execution an die Hochschule für Gestaltung und Kunst in Münchenstein. Auf dem Lehrplan: Hardcore in diversen Variationen, Bands aus nicht ganz den vier Ecken der Schweiz und wie man den Frühling nach dem Wintervertreiben der Basler Fasnacht ins Lande lockt – mit einem Spring Mosh.
Civil Execution aus Winterthur gibt’s seit 2022, und sie spielen laut Konzertposter «Heavy Hardcore». Was das genau heisst, ist mir als zugegebene Szenetouristin nicht gerade klar, und das Ganze hat mich nicht ganz abgeholt. Leider war die Performance auch insgesamt eher statisch – das hat das Publikum aber mehr als wettgemacht und munter mitge-mosht. Dementsprechend strömte die Menge nach dem der letzte Ton verklungen ist nach draussen, denn in der Studilounge war es inzwischen unangenehm warm.
Nach einer kurzen Rauch-, Trink- und Abkühlpause geht es weiter mit Excoriated. Das Quartett kommt aus Solothurn und bezeichnet sich als Hardcore- und Metal-Band – und ist irgendwo zwischen Thrash, Crossover, Hardcore und ein wenig Sludge angesiedelt. Wer etwas anspruchsvollere Riffs und Gitarrensolos mag, ist hier an der richtigen Adresse – sonst fehlte das mir beim restlichen Line-Up, aber dafür geht man ja auch nicht an ein Hardcorekonzert.
Disinclined haben den Spring Mosh zur Release-Show ihrer neusten Promo auserkoren. Diese wurde am Tag vorher veröffentlicht und beinhaltet zwei Songs: «Haunted House» und «Petite», sowie einen Spoken Word Track mit dem Titel «Be Quiet». Das Ganze ist mit knapp sieben Minuten Laufzeit kurz und knackig, und war auf dem Spring Mosh auf Kassette erhältlich, sowie online auf Bandcamp. Die Band aus Solothurn spielt eingängigen, energetischen Hardcore. Ein Highlight sowohl auf der Promo als auch live: Das zuvor genannte «Petite», für das der Vokalist und die Bassistin die Plätze tauschten. Noch besser wäre es gewesen, wenn dafür die Männer aus der Pit verbannt worden wären, um etwas Platz für die Frauen im Publikum zu schaffen. Denn die Thematik des Songs eignet sich bestens für Affirmative Action im Hardcore Dancing.
Nun zur letzten Band des Abends: Drill aus St. Gallen. Diese spielen mit einer etwas anderen Aufstellung als normalerweise, ihr Gitarrist befindet sich am Schlagzeug, während die zweite Gitarre von einem Livemusiker gespielt wurde. Schon als sie das Konzert für Paleface eröffnet haben, waren sie in ähnlicher Konstellation auf der Bühne – aufgefallen wäre es mir also nicht und der Gitarrist scheint das Schlagzeug genauso gut zu beherrschen wie sein eigentliches Instrument. Für den Titelsong ihres Albums «Hommage» holten sie einen früheren Vokalisten auf die Bühne – denn «Hommage» ist eine Hommage an die Vorgängerband von Drill, bei der ebender dabei gewesen ist. Leider wollte die Technik nicht mitmachen, und auch nachdem das Mikrofon zum Laufen gebracht wurde, war der Gast ein bisschen leise. Nebst Songs aus «Hommage» spielte Drill ebenfalls einige neue Songs. Darunter auch «Reality», der hier zum zweiten Mal überhaupt live gespielt wurde und am ersten Mai dann auch offiziell das Licht der Welt erblicken wird.
Musikalisch ein starkes Paket aus aufsteigenden Schweizer Bands, und obwohl die Studilounge im ehemaligen Zollfreilagergebäude wohl eher für leisere Aktivitäten geschaffen wurde, passte das Ganze gut. Noch besser wäre natürlich einer der leerstehenden Gebäude auf dem Dreispitzareal, wo die Tentakel der Gentrifizierung noch nicht hin reichen.