Review


PALEFACE SWISS, The Acacia Strain & Desolated
Laut Paleface Swiss sind sie selbst nicht besonders bekannt in der Schweiz und kommen in den USA viel besser an. Deshalb haben sie sich dazu entschieden, ihre Album-Release-Show und den Start ihrer Europa-Tour mit The Acacia Strain und Desolated im Dynamo in Zürich abzuhalten, «um es hinter sich zu bringen». Kurz nach Ankündigung der Show wurde sie ins X-Tra verlegt – mit mehr als doppelt so viel Kapazität, um dem Ansturm auf die Tickets gerecht zu werden. Statt eines kleineren intimen Konzerts wurde die Album-Release-Show ihrem Namen gerecht, und Paleface Swiss wurde in ihrer Heimat genauso gefeiert wie auf den restlichen Shows ihrer Tournee.
Drill eröffnete die Show im ausverkauften X-Tra. Die Metalcore Band aus St. Gallen sprang sehr kurzfristig für Desolated aus Grossbritannien ein, die wegen Visa Problemen nicht in die Schweiz einreisen konnten. Trotz wenig Vorbereitungszeit lieferte das Quartett eine eindrucksvolle Show, und konnten ihr Repertoire einer fast kompletten Halle vorzeigen. Nebst Songs von ihrem ersten Album «Hommage» spielten sie ihren neusten Song «Reality» zum ersten Mal live. Sonst kann dieser (noch) nicht gehört werden – das Lied wurde erst vor zwei Wochen aufgenommen. Etwas aber dämpfte die Stimmung während ihrem Set – der erste Crowdsurfer des Abends wurde etwas zu hart von einem neuen Security angegangen und im Würgegriff aus der Halle eskortiert. Zwar ging die Moshpit munter weiter, aber keiner wagte sich mehr über die Barrikade. Zum Glück wurde dies aber gleich nach dem Set von Drill adressiert und es gab keine weiteren Zwischenfälle, und die anderen Crowdsurfer wurden, wie gewohnt, einfach wieder zurück in die Menge eskortiert.
Weiter geht’s mit The Acacia Strain aus den USA. Sie sind laut Frontmann Vincent Bennet nicht oft in Europa auf Tour – stimmt nicht ganz, letzten Sommer waren sie auch auf dem «alten Kontinent» zu Besuch, und sogar hier in der Schweiz, wo sie zusammen mit Get the Shot in der Sunset Bar in Martigny spielten. Anscheinend hat dies keinen bleibenden Eindruck hinterlassen – oder Bennet hat zu viel Zeit damit verbracht, konstant auf den Sozialen Medien zu «doomscrollen». «Die Welt ist im Arsch, ich bin die ganze Zeit depressiv da ich mein Handy anstarre». Aber Heavy Metal und Punk würden glücklich machen, seien eine subversive Kultur, «gemacht um Regeln zu brechen». Ob irgendwelche Regeln gebrochen wurden ist mir nicht bekannt, aber auf jeden Fall beglückte The Acacia Strain das X-Tra mit einem makellosen und energiegeladenen Auftritt, der von den aller meisten auch ohne Handy in der Hand verfolgt wurde.
Paleface Swiss liess auf sich warten – nebst der Dekoration der Bühne mit einer charakteristischen Henkersschlinge und Backdrop mit Albumkunst, brauchte die Technik etwas länger als geplant um sich auf ihren Auftritt vorzubereiten. Die Ansage wurde vom Publikum ausgebuht, aber es dauerte nicht lange bis die Band, begleitet von lauten Rufen ihres Namens, endlich auf der Bühne stand. Sogleich ging es los mit «Hatred», ein Song von ihrer neusten Platte. Wie es sich für eine Albumtaufe gehört, wurde auch sonst vor allem Songs von ihrem neusten Release gespielt. Auch auf der Setlist waren einige bekanntere Lieder wie «Gallows», bei denen das Publikum lautstark mitsang und -schrie. Leider konnte mich ihr neustes Material weder live noch auf Platte richtig abholen. Auch wenn Vergleiche mit Slipknot schon vorher gefallen sind, ist ihr neustes Material ein weiter Schritt Richtung Nu-Metal; und die Rapsegmente zwischen Beatdown und Deathcore Instrumentierung waren etwas gewöhnungsbedürftig. Trotzdem – das Publikum feierte es von Anfang bis Ende des Auftritts, und Paleface Swiss scheinen jetzt auch in ihrer Heimat gut angekommen zu sein.