Review


Slamcult Vol. XXI
Die einundzwanzigste Ausgabe des Slamcult holt mit Murge, Deathawaits und Twitch of the Death Nerve drei hervorragende Death Metal Bands auf die Bühne des AKut in Thun.
Es geht los mit Murge aus Lausanne. Am Anfang ist das AKut noch ein wenig leer, aber nach Ankunft der Unterstützung aus der Romandie ist der Saal nicht nur gut gefüllt, sondern auch was los. Ausnahmsweise ist diese Edition des Slamcults mal nicht schon vorher ausverkauft – Grund dafür: die Konkurrenzveranstaltungen heute, wahlweise in Zürich und Luzern. Dafür locken die brachialen Klänge von Murge auch viele über den Röstigraben und ich höre noch mehr Französisch als sonst. Murge serviert uns Death Metal mit eingängigen Riffs mit viel Dynamik uns teilweise sehr melodiös. Macht sowohl Spass zum Zuhören als auch zum Zuschauen, und aller Anschein nach macht es der Band genauso Spass, ihre Musik zu spielen. Nebst Songs ihrer ersten und bis jetzt einzigen EP spielen die Westschweizer auch eine grosse Anzahl von neuen Liedern – teilweise neu genug, um noch nicht mal einen Titel zu haben. Frontfrau Alessia verabschiedet sich nach „Therianthropic Pyre“ mit einem „Prost“ beim Publikum. Zwar hat sie gesagt, dass ihr Deutsch nicht sehr gut ist, aber die wichtigsten Ausdrücke sitzen.
- The Silent Truth
- Pestilencing
- Metal 8
- Nesquick
- Perverterd Hooker’s Ritual
- Born and Devoured
- Necromass
- Metal 4
- Idee 5
- Daccodae
- Ogress
- Therianthropic Pyre
Schon beim Auftritt von Murge ist mir vorne bei der Bühne eine mysteriöse Kiste mit „Deathawaits“ Aufschrift aufgefallen. Nun ist das Geheimnis gelöst – die Kiste beinhaltet die eigens mitgebrachten Bühnenlichter der Band. Ich bin ein wenig skeptisch: Das Licht im AKuT ist hervorragend, vor allem wenn man bedenkt wie klein das Lokal ist, und dass Konzerte bei weitem nicht das einzige sind, das dort veranstaltet wird. Schon in den ersten Sekunden des Sets zeigt Deathawaits eine Affinität für das Stroboskop und bestätigt meine Skepsis. Man muss aber sagen, dass das ganze perfekt auf die musikalische Performance abgestimmt worden ist, und ich verzeihe der Band dafür, dass sie mir das Leben etwas schwerer gemacht haben. Es ist ihr zweites Mal beim Slamcult, das letzte Mal waren sie im April 2024 mit Embrace Your Punishment und These Days & Those Days in Thun auf Besuch. Inzwischen ist ihr Lineup etwas geschrumpft – sie sind immer noch auf der Suche für einen Bassisten und zweiten Gitarristen. Dass sie aber momentan nur zu dritt sind, macht dem Abriss keinen Abbruch – und wie gesagt, werden sie von einer minutiös geplanten Lichtshow unterstützt, die ebenfalls etwas Platz auf der Bühne füllt. Schon nach ein paar wenigen Songs reisst einer der Saiten des Gitarristen, zum Glück hat er eine zweite dabei, die er einwechseln kann. Ganz gelöst sind die technischen Probleme damit aber noch nicht – die Gitarre lässt sich keinen Ton entlocken. In Zwischenzeit unterhält der Vokalist das Publikum damit, einem der Zuschauer „Happy Birthday“ zu singen. Und weiter geht’s. Deathawaits spielt vorallem Songs von ihrem 2022 erschienen Album XX, sowie ihre neueren Singles. Kommt gut an, und ich muss beim Fotografieren nicht nur einer Moshpit, sondern auch einigen Two Stepper ausweichen. Trotzdem fällt den Aufruf für ein „side to side“ auf nicht besonders nährhaften Boden, und das ganze sieht eher wie eine ganz normale Pushpit aus.
- Worship
- Beast
- Hybrids
- Voracious Instinct
- Life Is Too Short for Soft Porn
- Shameful
- All confused
- Sever Again
- Whatever-ectomy
- Nomophobic
Bevor ich mich wieder für Twitch of the Death Nerve zurück vor die Bühne drängle, versucht mich ein Nikon-Jünger zu seiner Seite zu bekehren. Ich bin da zwar ziemlich flexibel und davon überzeugt, dass nicht die Kamera, sondern der Fotograf für die Qualität der Bilder zuständig ist, aber auch hier gibt es Grenzen. Egal, ich bin mit meinem etwas ungewöhnlichen Setup von nur Festbrennweiten eigentlich ganz glücklich; auch wenn das heisst, dass ich viel mehr rumrennen muss. Twitch of the Death Nerve begrüsst uns mit einem langen Intro Sample. Die Band aus England (und jetzt ganz neu auch einem Drittel aus der Schweiz) überzeugt mit hoch technischem Brutal Death Metal. Das Ganze war sehr kurzweilig – als „Languishing in Theurgical Obsolescence“ angekündigt wurde, bin ich überrascht, dass wir uns schon fast in der Hälfte des Sets befinden. Nebst altbekannten Songs bringt Twitch of the Death Nerve nicht nur eine Ankündigung für ein neues Album mit, sondern überrascht das Publikum mit „Residuum“ auch gleich mit einem Song, der „bis jetzt von niemandem ausser der Band gehört worden ist“. Wann genau alles auch auf Platte verfügbar ist, verrät die Band aber noch nicht. Und plötzlich ist es auch schon vorbei: Nach „Last Meal of the Mellified Men“ wird ein weiteres langes Sample eingespielt. Die Rufe nach noch einem Song holen die Band jedoch nicht wieder zurück auf die Bühne – beziehungsweise nur dafür, das Sample langsam auszublenden und damit anzufangen, aufzuräumen.
- A Resting Place for the Wrathful
- Peculiar Perversions Particular to the Piquerist
- Facadism
- Of Rutting Beasts and Drifting Herds
- Languishing in Theurgical Obsolescence
- Cerebral Black Mold
- The Locard Principle
- Residuum
- Apotropaic Scarification
- Last Meal of the Mellified Men
Wieder ein gelungener Abend, der wie immer auch gerne etwas länger hätte sein können – aber dafür verpasst niemand seinen letzten Zug. Die nächste Edition des Slamcult findet am 15. November statt. Mit dabei sein werden Guttural Slug aus Dänemark, Coprocephalic Mutation aus dem Vereinigten Königreich, und NecroticGoreBeast aus Kanada.