Review


Wormrot & Bleachdrinker
Die Organisatoren machten ihrem Namen alle Ehren und brachten mit Bleachdrinker und Wormrot 1a Grind(core) ins Bad Bonn. Zu fest eis a Grind hat aber zum Glück niemand bekommen, und die Gäste gingen unversehrt nach Hause – ausser man zähle die allgemeine Dehydration bei gefühlten 50°C Innentemperatur dazu.
Die unbarmherzige Sonne verschwand langsam im Dunst, als ich mich dem Bad Bonn mit einigen Mitpilgern zu Fuss nähere. Zum Glück fängt das Konzert erst um 21:00 an, denn zwei Grindcore bzw. Powerviolence Bands sind bei weitem kein abendfüllendes Programm.
Bei Konzertstart (mit fünfzehn minütiger Verspätung) von Bleachdrinker hat es sich darum schon etwas abgekühlt – aber bei weitem nicht genug, um gegen die steigende Temperatur vor und auf der Bühne anzukommen. Die vierköpfige Band aus Schweden hatte gerade erst ihr Debüt Album „Lovesongs“ herausgebracht. Eine Selektion der Songs wurde auch an diesem Abend vorgetragen. Gleich ab Anfang begab sich Frontfrau Simone in die Menge, während ihre Mitstreiter auf der Bühne musizierten. Leider ging ihre Stimme ein wenig im Mix unter, konnte aber bei genügend geringem Abstand auch ohne Verstärkung gehört werden. Trotz der Hitze kleidete sie sich in einem langärmligen Pulli mit Bleachdrinker Logoaufdruck, und liess sich von den steigenden Temperaturen auch nicht davon abhalten, sich auf die Monitore zu schmeissen, einen Lautsprecherturm zu erklimmen und durch die Menge zu rennen – also rundum Ganzkörpereinsatz zu geben. Die Bühne füllte sich immer mehr mit Kunstnebel, bis auch das Publikum im Dunst verschwinden. Für den letzten Song rief die Band die Zuschauer dazu auf, ebenfalls auf die Bühne zu kommen – klappte nicht so gut, denn nur eine Person kam der Aufforderung nach. Vielleicht liegt’s daran, dass die Vokalistin auch die Bühne gemieden hat, oder einfach, weil das Publikum den Hitzetod im Scheinwerferlicht fürchtet. Trotzdem wurden Rufe nach „one more song“ laut, die Band gibt nach, weil sie „noch nicht genug geschwitzt haben“. Eine Minute mehr also, danach strömte das Publikum mitsamt Band ins kühle Draussen.
Nach fünfzehn Jahren ist Wormrot wieder mit ihrem alten Lineup zurück in Europa. Schon nach wenigen Minuten Spielzeit (und etwa fünf ihrer Songs) ist Vokalist Arif schweissüberströmt und ächzt „es ist heiss, viel zu heiss“ – denn auch wenn ihr heimisches Singapur genauso tropische Temperaturen hat, mit ähnlicher Luftfeuchtigkeit, gibt’s dort überall Klimaanlagen. Auf der Bühne im Bad Bonn gab es nur einen einzigen kleinen Ventilator, der den Gitarristen abkühlte, und mich, wenn ich in der gleichen Ecke stand. Ebenfalls für Abkühlung sorgte ein einsamer Windmiller, dem aber dann auch irgendwann die Energie ausging. Trotzdem – dem Publikum, das ganz vorne mitmische, konnte die Hitze nicht anhaben. Nach einigen nicht so gelungenen Stagedives schaffte es jemand sogar ganz nach hinten, ganz knapp an Scheinwerfern und Beamer vorbei. Zwischen den Songs fragte die Band mehrmals nach, ob es denn allen noch gut gehe, was das Publikum bejahte. Jemand fragte trotzdem nach „etwas langsameren“ – vielleicht zum Abkühlen. „Langsam“ ist aber bei den Grindcorekönigen von Wormrot ein Ding der Unmöglichkeit ist – zwar kündigte die Band ein langsames Stück an, aber das war es natürlich nicht. Zu einem der letzten Songs holte die Band sich etwas Unterstützung von ihren Begleitern auf der Tour in Form eines kleinen Features am Mikrofon. Nach 40 Minuten Spielzeit schmeisst der Vokalist ebendies auf den Boden und verbeugt sich – „Everybody relax, calm down, danke an Alle dass ihr hier seid“. Trotzdem liess sich die Band nochmal für eine Zugabe hinreissen, und schloss ihr Set mit „Fix Your Broken Mind“ ab, einem Song gegen die Kommerzialisierung der Szene. Und trotzdem liess ich mich zum Merchkauf überzeugen, vor allem auch, da ich überhaupt keine Lust hatte, mich im verschwitzten T-Shirt auf Heimreise zu machen. Das nächste Mal muss, nebst einem Fächer, auch ein Shirt zum Wechseln mit.