Album-Review zu «Engram Of Decline» von «Fractal Universe»
Facts & Figures
Band: Fractal Universe
Herkunft: FR
Genre: Progressive Technical Death Metal
Datum: 14.04.2017
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Line-Up
Drums: Clément Denys
Guitars: Hugo Florimond
Guitars, Vocals: Vince Qilquin
Bass: Valentin Pelletier
Track-Liste
01. Premiss To Reality
02. Sons Of Ignorance
03. Scar Legacy Of Hatred
04. Parricidal Ghosts
05. Venomous Coils Of A Holy Fallacy
06. Backworldsmen
07. A Name To Deny
08. Narcissistic Loop
09. Decline
10. Collective Engram
Das Album
Mit Engram of Decline haben Fractal Universe ihr erstes Album draussen. Vorläufer war die EP “Boundaries of Reality”. Schon nur der Albumname ist tief psychologisch verwurzelt, deshalb zitiere ich hier einmal einen Fachartikel: “Engramme sind durch physiologische Reize verursachte, dauerhafte strukturelle Veränderungen im Gehirn, also vereinfacht gesagt Gedächtnisspuren (Stangl, 2018).”
Das Album ist also eine abnehmende Gedächtnisspur. Wir werden sehen ob es sich tatsächlich so verhält.
Die Songs
“Premiss To Reality” startet aus dem Hintergrund, aber keine 5 Sekunden später donnern bereits die Drums los. Ein Wirbel aus wilden Gitarren und den Drums mündet schliesslich in einem sehr ruhigen und besinnlichen Part, wobei es nach den Worten von Sänger Vince wieder in ein hartes Zwischenspiel übergeht. Jedoch nach kurzer Zeit wird schon wieder gewechselt. Und immer so weiter. Eine Idee, welche bei mir auf grossen Zuspruch stösst, da es den Song sehr abwechslungsreich gestaltet. Die hohen E-Gitarren fühlen sich über das ganze Lied hinweg an, wie 2 Wellen, welche sich immer wieder aufbauschen, an das Ufer gespült werden um gleich darauf wieder progressiv zu verhalten.
In “Sons of Ignorance” haben sich die im ersten Song noch wellenartigen verhaltenden Gitarren stark verändert. Zuerst springen sie, dann ruhen sie wieder. Dieses ruhende beginnt ab 1:57min. Ein stimmiges Zwischenspiel mit einem sehr guten Solo. Bei 2:51 hören wir einen sehr starken Scream, welcher jedoch gleich wieder von einer nur so über das Griffbrett fegenden Gitarre abgelöst wird und schliesslich in einem 30sekündigen Doublebase lastigen, aber immer noch sehr melodiösen, Finale abgeschlossen wird.
“Scar Legacy Of Hatred” startet sehr ruhig und geheimnisvoll, erinnert mich in den ersten Sekunden entfernt an ein “Blow your trumpets gabriel” von Behemoth. Dies ist natürlich nur meine Interpretation der Musik. Das Vorfinale des Songs ist ein etwas mitreissenderer Auftritt der Gruppe, welcher die Drums sehr schön progressiv Verhalten lässt. Die letzten Sekunden sind wiederum verwirrend. Denn jetzt tönt es nach beinahe Liturgischem Gesang und ich werde wieder an eine andere Band erinnert. Jedoch diesmal ein ganz anderes Gerne. Ich spreche jetzt von Bathuska.
“Parricidal Ghost” ist brutal. Lädt es teils zu starkem Headbangen ein, sind auf der anderen Seite aber auch wieder sehr schön langsames und gefühlvolles schütteln des Kopfes möglich, trotzdem bin ich nicht wirklich ein Fan des Songs. Die einzelnen Teile sind mir teils zu abstrakt.
Nach dieser Gewaltorgie starten wir mit einem wunderschönen Song mit einem gar nicht so wunderschönen, jedoch passenden Titel: “Venomous Coils of a Holy Fallancy”. Der Beginn ist wirklich vergiftend im verführerischen Sinne. Mit den beinahe schon gefühlvollen Vocals schafft es Vince den Zuhörer zu Beginn einzulullen um ihn dann weiter auf eine Wolke zu tragen. Vinces stimme bleibt beinahe durchgehen in dieser eher dem flüstern entsprechenden, kann er sich dann aber gegen Ende des Songs durch das gut gelungene Intro eine progressive Steigerung leisten, welche dann wieder in der Art endet wie wir es aus den vorherigen Songs kennen. Wobei das Soli der Gitarre nicht aussen vorgelassen werden darf. Dies ist für mich guter progressiv Metal. Sehr schön zu hören wie durch den Song hinweg immer wieder ein zusätzliches Element zu den Drums hinzugefügt wird und so die Intensität kontinuierlich gesteigert wird. Starkes Stück!
“Backworldsmen” beginnt nicht wirklich neu. Speziell sind jedoch die klar gesprochenen, deutschen Lyrics, welche den Hörer immer weiter in den Abgrund hineinführen wollen. Man merkt richtig wie es einem beinahe verzehrt bevor die Erlösung kurz vor dem Kliff kommt. In das dunkle Loch werden wir dann zum Schluss von keinem anderen als Jorgen Munkeby (Shining) geleitet. Er und sein Saxophon passen perfekt in den Song hinein und verleihen ihm zum Schluss eine gewisse Düsterness, welche auf eine weise verwirren, abscheulich aber auch umarmend ist.
Wie in der vorhergegangenen Düsternis vom letzten Song erheben wir uns hier wie in einer Spirale mit einem Piano und einem nach und nach dazukommenden Orchester bis wir wieder nur das Piano hören. Der Wechsel ist abartig Brutal, weil wieder alle Register gezogen werden und wir wieder beim ‘’Normalen’’ Fractal Universe sind, und die Riffs kommen wir leider allzu bekannt vor aus den Vorhergegangenen Songs.
In “Narcissistic Loop” glänzt die schon bekannte Doublebase von Fractal Universe wieder mal allzu hell. Sehr starkes Grobkonzept und meiner Meinung super Ausführung. Und die französische Sprache führt hier ausnahmsweise einmal nicht zu unabwendbaren Würgereizen. Einer der besten Songs der Platte aus meiner Sicht.
Was kann ich zu den letzen 2 Songs noch sagen? Viel Grossartiges, habe ich in diesem Review schon erwähnt. Die Band zeigt auch hier wieder eindrucksvoll, wie sie auch einmal Fähig ist, nicht so bekannte Spielarten auszuprobieren und meisterlich in ihr Stück einzubauen. Ganz zu Ende werden wir wieder vom Shining Saxophon in den Schlund gezogen. Nun verstehe ich auch den Titel endlich richtig.
Bewertung
Um die Hypothese aus der Albumbeschreibung nochmals aufzugreifen kann ich mir selbst nur zustimmen. In einer grossen Mehrheit der Songs hatte ich mehrheitlich das Gefühl nach unten getragen/gezogen zu werden und dies zeigt sehr eindrucksvoll wie viel sich die Künstler hierbei überlegt haben. Jedoch kommt dies erst beim 2. Hören richtig zur Geltung. Es werden gewaltig viele verschiedene Spielarten eingebaut, damit es einem so gut wie nie langweilig werden kann in diesem Album.
Für ein erstes Album absolut starke Leistung. Leider stören mich die doch zu hellen Drums teilweise doch schon sehr, wen sie zu ihren brutalsten Stellen kommen. Jedoch kann man sich das getrost in den Hinterkopf schieben, wenn man die Gesamtkomplexität und das Talent der einzelnen Musiker betrachtet. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die nächste Scheibe von Fractal Universe
Verwendete Literatur: Stangl, W. (2018). Stichwort: ‘Engramm’. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: http://lexikon.stangl.eu/72/engramm/ (2018-04-04)