Review


Campaign For Musical Destruction Tour 2025
Napalm Death tourt die Welt auf Kampagne zur musikalischen Zerstörung seit mehr als 30 Jahren. Diesmal führt ihr Weg in Begleitung von Crowbar, Full of Hell und Brat ins Z7 in Pratteln.
Brat, die jüngste Band des Abends, eröffnete die Show. Das Quartett aus den Staaten gibt’s seit 2021, und ist in der Death Metal/Grindcore Ecke angesiedelt. Die Amerikaner haben sich als selbsternannte «Bimboviolence» Band einen Namen gemacht haben. Leider war Vokalistin Liz Selfish nicht ganz «zwäg». Brat lebt von ihrer ausdrucksvollen Performance mit Grimassen, Posen und Getanze – leider war die Energie aber dieses Mal nicht da. Was ebenfalls nicht half war das vor fast jedem Lied ein Sample mit Popkulturreferenz gespielt wurde. Ein- oder zweimal ist das zwar ganz lustig, die Britney Spears, LMFAO und ABBA Samples nahmen jedoch bei den meist unter 3-minütigen Songs der Band fast schon Überhand. Längere Songs würden der Band auch sonst gut tun – zwar sind die in der Welt des Grindcore und der Powerviolence keine Seltenheit, aber das vorgetragene Material war ungewöhnlich langsam und gemächlich für das Genre; und die meisten Songs hörten schon auf bevor sie richtig angefangen hatten. Ich habe mir schon gedacht, dass Brat vor allem eine Band zum Live sehen ist, aber leider konnte ihre Performance im Z7 auch nicht überzeugen. Brat wird im Sommer zurück in die Schweiz kommen und die Sunset Bar in Martigny bespielen – hoffentlich wieder gesund und munter.
Weiter geht’s experimenteller, dissonanter und Noise-lastiger mit Full of Hell. Auf dieser Tour spielten sie zum ersten Mal in der Schweiz – auch wenn Vokalist Dylan Walker das Set mit einem «es ist schön wieder hier zu sein» ankündigte. Ich bin am meisten mit ihren Noise Demos vertraut, die sich vor langer Zeit in meine Musiksammlung geschlichen haben – was jedoch eine denkbar schlechte Einführung in den Sound der Band ist. Die Band, ebenfalls aus den USA, spielt ebenfalls eine Mischung aus Grindcore, Death Metal und Powerviolence – sind aber gleichzeitig musikalisch das genaue Gegenteil von Brat. Nebst den genreüblichen Instrumenten Gitarre, Bass und Schlagzeug setzt Full of Hell ebenfalls elektronische Elemente in ihrer Musik ein, und kreiert damit eine ganz andere Atmosphäre als gewohnt.
Mit Crowbar kehren wir wieder zu den langsamen Tönen zurück. Das Sludge Outfit aus Louisiana spielte unter dem Banner des Fleur de Lys – Zeichen der Französischen Monarchie, oder eben, wie in diesem Fall, Symbol ihrer Heimatstadt New Orleans. Zum ersten Mal diesen Abend kommen auch melodiösere Riffs auf, auch wenn das Quartett auf Solos verzichtet. Crowbar und Headliners Napalm Death kennen sich zwar schon lange, sind aber jetzt zum ersten Mal seit Jahren wieder zusammen unterwegs. Um den Anlass zu feiern, übernahm Napalm Death’s Shane den Bass von Crowbar’s Shane für einen Song.
Als Napalm Death die Bühne betrat, war das Z7 – vor allem für einen Montag – sehr gut besucht. Die Briten eröffneten ihr Set mit einer Begrüssung in allen Landessprachen, nur Romantsch fehlte. Vokalist Barney erwies sich wie gewohnt – und erwartet – als gesprächig, und kündigte fast jeden Song mit einer kurzen oder längeren Erklärung an. Die Setlist sei ganz anders als die, die sie bei ihrem letzten Auftritt in der Schweiz gespielt haben. Ist auch nicht schwierig bei einem Repertoire von 17 Studioalben und unzähligen EPs, Splits und Kollaborationen. Was jedoch für sowohl das Publikum im Z7 als auch für die Anwesenden im letzten Jahr in der Usine in Genf gespielt wurde, war ein Cover vom Dead Kennedy Song «Nazi Punks Fuck Off». Das darf natürlich bei keinem Napalm Death Konzert fehlen – und ist leider relevanter denn je. Ansonsten ging es quer durch die Diskographie der Band. Angefangen mit Songs aus Grindcore Klassiker Scum («Control») und Harmony Corruption (Suffer the Children), über ihren Groove Metal inspirierten Output aus den Neunzigern wie «Cold Forgiveness» aus «Diatribes», bis hin zu einer Handvoll von Songs von «Throes of Joy in the Jaws of Defeatism», ihrem letzten Album, und «Resentment Always Simmers» aus ihrer 2022 erschienenen EP war etwas von allem dabei. Obwohl das Publikum meist aktiv «mitmoshte», gab’s nur zum finalen Song einen einsamen Crowdsurfer – Napalm Death macht sich vielleicht besser ohne Barriere.