Review


Dortmund Deathfest
Was gibt es besseres, als den Schweizer Nationalfeiertag zu Hause (oder für den richtigen Bünzli, auf dem Rütli) zu feiern? In den grossen Kanton auf ein Death Metal festival zu gehen, natürlich. Das Dortmund Deathfest lockte unter anderem mit Dying Fetus, Decapitated und Brujeria, aber auch diverse Perlen des (mehr oder weniger) Undergrounds aus Nah und Fern vor die zwei Bühnen des Junkyards.
Das Tolle an der Deutschen Bahn ist das jede Reise zu einem Abenteuer wird. Was diesmal dazwischen kommt? Nebst den üblichen Problemen – mein Zug fällt zwischen Basel SBB und Basel Badischer Bahnhof aus – gibt es irgendwo zwischen Frankfurt und Düsseldorf Brandstiftung bei einem Stellwerk. Wenigstens ist es für einen guten Zweck (für’s Klima), und es wäre ja nicht so, als ob die Deutsche Bahn die einstündige Verspätung nicht auch ganz alleine hinbekommen kann. Die Verspätung wird also auf meiner Seite schon erwartet, und die Pre-Party des Dortmund Deathfest habe ich gar nicht erst eingeplant. Hätte theoretisch trotzdem geklappt, aber Zugchaos macht auch müde.
Freitag
Wenn man nicht weiss, über was man reden kann, redet man über das Wetter – und wenn man nicht weiss, wie man eine Review anfängt, schreibt man ebenfalls über das Wetter. Zumindest bei Outdoorfestivals ist das Wetter ja auch wichtig. Das Dortmund Deathfest hat zwar auch eine Innenbühne, aber das eigentliche Festivalgelände ist vor allem draussen. Schon beim Einlass nieselt es, und kurz vor Festivalsanfang fängt es an in Strömen zu regnen. Das Publikum drängte sich draussen unter die aufgestellten Schirme, die eher dafür gemacht sind, die Sonne aufzuhalten – zum Glück windet es nicht. Kurz darauf öffnen sich die Türe zur Innenbühne, und das Publikum strömt nach innen.
Zu früh gefreut, denn die erste Band spielt draussen: Celestial Santuary eröffnet das Festival um 14:30 auf der Aussenbühne. Eigentlich hätte Mammoth Grinder den heutigen Tag auf der Innenbühne eröffnen sollen, aber sie sind nach der sehr kurzfristigen Absage von Omnivortex in deren Timeslot eingesprungen. Pünktlich zum Konzertstart reisst die Wolkendecke auf und entblösst den blauen Himmel, auch wenn nur für ganz kurze Zeit. Geregnet hat es aber nicht, aber von der Abdeckung der Bühne tropft es in den Fotograben. Celestial Sanctuary ist Teil der Neuen Welle des Old School Death Metal. Damit sind sie auf dem Festival nicht alleine – auch Mammoth Grinder und Undeath spielen im selben Stil. Der Auftritt beim Dortmund Deathfest ist der erste der „Where the Blood Flows“ Europa Tour, bei der sie auch zum Teil mit Undeath auftreten. Ein Festival zu eröffnen ist etwas undankbar, und Celestial Sanctuary hat zu Beginn ein wenig Mühe, das Publikum zum Mitmachen zu bringen. Die Frage „habt ihr Circlepits in Deutschland“ stiess auf wenig Verständnis – fast schon ein Klischee, dass amerikanische Bands das fragen. Beim zweiten Mal nachfragen, mit Unterstützung von Gitarre und Trommelwirbel konnten sich trotzdem einige dazu überreden, eine kleine Circlepit zu formen. Das gleich danach gespielte Lied, „The Lurid Glow of a Dead, Burning Body“ wenn ich die geschriene Ansage richtig verstanden habe, passt aber nicht so wirklich zu einer Circlepit, und sie löste sich schnell wieder auf. Der Song bei dem es um „so viel Bier zu trinken bis man explodiert und alle umbringt“ geht, kam etwas besser an. Schlussendlich nützte das Quartett ihre Spielzeit nicht ganz aus, und bevor es mit Mammoth Grinder weitergeht, gab es schon die erste Verschnaufpause. Und etwas Zeit zum Planen – denn drinnen ist der Fotograben noch enger gestellt als draussen, und wir Fotografen müssen uns zu erstmal ein System ausdenken, wie wir aneinander vorbei kommen.
Mammoth Grinder aus den USA tritt zum ersten Mal in Europa auf, ihr Set beim Dortmund Deathfest ist der allererste Auftritt ihrer „Pulverising Resonance“ Tour. Eigentlich sollten sie erst samstags auftrete, haben jedoch ihren Platz im Programm mit dem von Caedere getauscht. Musikalisch machten die Amerikaner ihrem Namen (so wie der ihrer Tour) alle Ehre – sie spielen erdrückend „heavy“ Death Metal, mit einer Hardcore Attitüde. Aufgelockert wird das Ganze durch gut platzierte Gitarrensolis. Die Band spielt vor allem Material ihres letzten Albums „Cosmic Crypt“ von 2018 und ihrer letzten EP, die 2024 erschienen ist. Zuvor spielten die Amerikaner nämlich gar nicht Death Metal, sondern Hardcore Punk. Mittlerweile ist bei ihnen aber auch thematisch die Politik dem im Death Metal allgegenwärtigen Tod gewichen und den Weiten des Weltalles – letzteres zeigt sich auch in ihrem Backdrop, der nicht mit ihrem Bandlogo sondern einer Galaxie bedruckt worden ist. Wie die Leggings, die ich 2012 toll fand.
Zurück auf der grossen Bühne geht es gleich weiter mit Severe Torture. Die Niederländer können sich vor einem enthusiastischeren und energetischeren Publikum inszenieren, nach zwei Bands und einem Abstecher zur Innenbühne sind die meisten aufgewärmt und, vielleicht noch wichtiger, trockener. Trotz einer riesen Pfütze vor der Bühne schliessen sich die Reihen der Zuschauer, und es scheinen auch mehr da zu sein, obwohl es immer noch nieselt. Aber: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleider, und mit Regenjacke und Kapuze ist’s nicht so schlimm. Meine Kamera sollte zwar wasserdicht sein, aber darauf lasse ich es nicht ankommen und umwickle sie mit einem Plastiksäckchen. Severe Torture spielt sich kreuz und quer durch ihre Diskographie, nebst neuerem Material vom 2024 erschienen Album „Torn form the Jaws of Death“ gibt es auch ganz viele „alte Lieder“ zu hören. Schon vor Mitte des Sets, als die Band eine kleine Trinkpause einlegt, rufen die Ersten nach „one more song“, und bekamen gleich sieben „Dutch Death Metal“ Songs mehr. Für „Feces for Jesus“ gibt die Band eine Circle Pit in den Auftrag, bewegen tut sich aber noch nicht viel. Vielleicht liegt es auch am immer noch währenden Regen – denn der hört erst Mitte des letzten Songs auf, den die Niederländer spielen, „Hands and Head not Found“. Die Band verabschiedet sich mit „Tschüss, wir sehen uns, bis ein nächstes Mal“ – hoffentlich bei besserem Wetter, und ein wenig später am Abend, damit das Publikum etwas mehr in die Gänge kommt.
Cognitive aus New Jersey lässt die Menge wieder ins Innere des Junkyards strömen, wo die Amerikaner pünktlich um 16:30 ihren ersten Song anstimmen. Die Energie der Technical Death Metal Band ist ansteckend, und diesmal folgt das Publikum auch den Anweisungen, wie man denn eine Circle Pit macht. Die Breakdowns werden mit lautem Pfeifen kommentiert, die Amerikaner kommen sehr gut beim Publikum an. Was bei Cognitive am meisten heraussticht, ist die Varietät bei den Vocals, die teilweise fast wie Klargesang anmuten und genauso technisch versiert wie der Rest der Band klingen. Wie auch die zwei ersten Bands die heute spielen, sind Cognitive auf Europa Tour und klappern einige europäische Sommerfestivals ab. Im Unterschied zu ihnen sind die Fünf aus New Jersey aber nicht am Anfang, sondern der Mitte ihrer Tour, was man ihnen aber überhaupt nicht anmerkt.
Wieder zurück auf der grossen Bühne, mit eigenem Schlagzeug ausgerüstet, stimmt Deserted Fear ihren ersten Song „The Truth“ an, von ihrem Album „Veins of Fire“, das dieses Jahr erschienen ist. Die Deutschen spielen melodiösen Death Metal. Beim Reinhören hat es mich nicht sonderlich gepackt, aber Deserted Fear live zu sehen macht einen Unterschied – und wie Cognitive vor ihnen ist ihre Energie und die ersichtliche Freude am Spielen ansteckend. Auch wenn’s die Band schon seit 2012 gibt, gibt das Trio, das hier als Quartett vor allem neueres Material zum Besten. Zumindest soweit ich die Setlist entziffern kann, denn die ist handgeschrieben, und bereitet sogar der Band selbst Schwierigkeiten und man muss sich auf der Bühne auf den zu spielenden Song einigen. Zwischen den ganzen Sprüchen rennt die Zeit davon, und die Band kommt gar nicht dazu, ihren letzten geplanten Song zu spielen. Irgendwer neben mir ruft der Band „redet nicht, spielt!“ zu. Ob sie’s gehört haben, weiss ich nicht, aber daraufhin verabschiedeten die Band mit einem „Wir wünschen euch viel Glück mit dem Wetter morgen“ vom Publikum.
Weiter geht’s mit Teething – die Spanier haben anscheinend beim letzten Deathfeast so einen Eindruck hinterlassen, dass die Veranstalter sie gleich auch noch für das Dortmund Deathfest engagiert haben. Zu Recht: Auch wenn die Powerviolence Band etwas aus dem restlichen Lineup heraussticht, überzeugt sie mit einem energetischen Auftritt und musikalischer Wucht. Wie es sich in ihrem Genre gehört, sind ihre Songs kurz und knackig („und jetzt: die nächsten drei Songs in einer Minute“). Zwar stellt sich das Ganze als Missverständnis heraus, aber ich habe am Anfang den Eindruck, dass auch hier gilt, nur die ersten drei Songs Zugang zum Fotograben zu haben. War nicht so, zum Glück, denn Frontmann Luis hat ein Penchant dafür, auf die Barrikaden zu klettern, und so allen den Weg versperrte. Im Publikum geht es nicht weniger wild ab als auf der Bühne, und es gibt von Anfang an eine sich ausweitende Moshpit. Wie immer reserviert Teething diese während einer ihrer Songs, „Just Kiss“ für die Frauen im Publikum. Funktioniert mehr oder weniger gut dieses Mal – nur zwei Witzbolde finden es lustig, den anderen den Spass zu verderben. Zumindest weiss frau jetzt, wer es mit „Nein“ nicht so genau nimmt. Aber mit etwas sachter Gewalt löst sich das Problem ganz von alleine; auch ohne zu fest zu zu schlagen, wie die Band vorschlug: „If you see a guy, punch him in the face“.
Undeath aus den USA hat das Dortmund Deathfest zum ersten Auftritt ihrer Europa Tour erkoren, und scheint begeistert vom Junkyard: „Es ist grossartig, unsere Tour in einem so coolen Ort wie hier anzufangen“. Und bedanken sich bei ihren Landesgenossen für die Hilfe – denn Cognitive musste ihnen einen Steckdosenadapter leihen, um überhaupt spielen zu können. Die Amerikaner machten sich einen Namen als Teil der neuen Welle von Old School Death Metal Bands. Ich habe sie auch schon länger auf dem Radar, aber dass vor allem wegen ihrem Logo, bei dem sich die Buchstaben ihres Bandnamens aus einem Haufen Schädel und Knochen erhebt. Auch auf dem Poster fürs Dortmund Deathfest sticht es heraus, denn es ist noch unleserlicher als die anderen im kleinen Format. Auf dem Backdrop verschwinden die Buchstaben auch im Wirrwarr der vielen dünnen Linien, die fast schon den Drummer mitsamt Schlagzeug verschlucken. Die Amerikaner geben am Deathfest vor allem ihr neuestes Material zum Besten – sowohl von ihrem letzten Jahr erschienen album „More Insane“, als auf die am Tag zuvor erschienene EP Enter Patient/Endless Graveyard. Zwar hat die Band keine Setlist, dafür sind die Ansagen endlich mal klar, und werden weder ge-growled noch mit Gitarrenfeedback unerkenntlich gemacht. Leider scheitert ihr auftritt ein wenig am Wetter – das „Fuck the Rain“ zu Anfang des Sets zeigt seine Wirkung nicht, und es regnet durch. Kein Wunder also, dass das „show me everything you got“ zu „Lesions of a Different Kind“ etwas schwach ausfällt. Musikalisch scheint es aber trotzdem zu gefallen, und nicht wenige wippen den Kopf mit – auch wenn nur ganz sachte, damit die Kapuze der Regenjacke nicht vom Kopf fällt.
Deadsquad aus Indonesien macht danach gleich die Innenbühne unsicher. Die Technical Death Metal Band befindet sich auf Europatour. Vor einer Woche sind sie auch in der Schweiz auf Besuch gewesen, und haben zusammen mit Stillbirth in der Valhalla Bar in Basel gespielt. Die Bühne des Dortmund Deathfests bietet jedoch etwas mehr Platz für die fünfköpfige Band, was sie voll ausnützen. Schon in der Schweiz hat der Frontman seine Deutschkenntnisse zum Besten gegeben, und auch hier begrüsst er das Publikum mit einem „Guten Abend“, was genauso gut wie die Musik ankam. Zwischen simultanem Headbangen („I want to see everyone headbang together“), der Moshpit und der ersten Crowdsurferin, die gleich vier oder fünfmal nach vorne getragen wurde, spielt Deadsquad vor einem enthusiastischen Publikum. Musikalisch bietet Deadsquad sowohl viel Brutalität als auch virtuose Solos, die auch bei den diversen Luftgitarristen im Publikum gut ankamen. Einziger Punkt denn ich bei ihrem Auftritt abziehen kann: Ich mag’s überhaupt nicht, von einer Band aufgefordert zu werden, in die Knie zu gehen und dann aufzuspringen. Ist cringe, und meine Knie machen das einfach nicht mit, auch wenn ich weit unter dem Altersdurchschnitt des hiesigen Publikums bin. Und daher bin ich froh, sowohl das Wohlergehen meiner Knie als auch meine Würde auf die Seite der Bühne gerettet zu haben.
Wieder nach draussen – jetzt mit noch mehr Anpassung fürs Auge und Kamera, denn die Sonne scheint endlich mal länger als nur ein zwei Sekunden durch die Wolken durch. Der Auftritt von Illdisposed scheint die Wettergötter zu besänftigen, und die Dänen stehen mit zusammengekniffenen Augen in der immer noch intensiven Abendsonne. Für ihren Auftritt sind sie laut Frontmann acht Stunden lang von Kiel nach Dortmund gefahren. Für mich als Nicht-Autofahrer.in und als jemand ohne jugendliche Kenntnisse der deutschen Geographie kein besonders abwegiges Statement, aber laut den Geräuschen der Person neben mir, müsste die Band die ganze Zeit im Stau gestanden sein und keine Sekunde lang in den Genuss der Vorzüge der deutschen Autobahn gekommen sein. Zwischen den Witzeleien des Frontmanns, der seine Deutschkenntnisse zum Besten gibt, spielten die Dänen vor allem älteres Material – ihr neustes Album „In Chambers of Sonic Disgust“, das letztes Jahr veröffentlicht wurde, kommt nur mit „I Walk Amongst the Living“ zum Zug. Ansonsten griffen sie tief in ihren Katalog, und spielen ein Stück von fast allen ihrer 15 Alben. Der groovige Death Metal der Dänen kommt gut an, und nebst dem ersten Stagedive des Festivals bildet sich eine muntere Pushpit, die im Verlaufe des Sets immer wieder aktiv wird. Zwar ist mir das Ganze etwas zu eintönig, aber es schien zu gefallen – und die selbstironischen Witzeleien des Frontmanns („Dieser Song ist noch älter und noch schlechter“) und die wiederholten, etwas übertriebenen Komplimente an den Gitarristen lockern die Stimmung.
Maceration, die als nächstes die Innenbühne bespielen, kommen aus Dänemark. Es gibt sie ähnlich lange wie Illdisposed, aber sie haben ihr drittes Album „Serpent Devourment“ erst Anfang dieses Jahres veröffentlicht. Mit dessen Titelsong eröffnen sie ihr Set, und es kommt gleich ein bisschen Bewegung ins Publikum. Das Quintett spielt dynamischen Death Metal, etwas technischer als ihre Landesmänner und, jedenfalls für mich, trotzdem sehr eingängig. Gegen Ende des Sets von Maceration wandere ich schon nach draussen, um auch in den Fotograben gelassen zu werden – denn sobald sich der erste Crowdsurfer ankündigt, ist nicht mehr genug Platz da. Beim Warten wird mir eine kleine, glitzernde, durchsichtige Ente überreicht („du siehst aus, als würdest du eine Ente brauchen“); und erst jetzt fallen mir die ganzen Mini-Enten auf dem Gelände auf. „Härzig“, aber grenzt auch an Littering – darum lasse ich meine nicht auf einem der Tische stehen, sondern stecke sie in meine Hosentasche.
Decapitated aus Polen ist der Freitags-Headliner des Dortmund Deathfest. Dass sie jetzt Auftreten ist nicht ganz selbstverständlich – ihr neuer Vokalist, Eemeli Bode, ist aus Finnland angereist. Wie Omnivortex, die eigentlich das Festival eröffnen sollten, wurde sein Flug gestrichen – er hatte aber das Glück, das der Ersatzflug am späten Nachmittag nicht zu spät war, um rechtzeitig auf der Bühne zu stehen. Laut Bode ist er erst zehn Minuten vor Showbeginn angekommen, und seine „Stimme ist abgefuckt“. Anmerken lässt er es sich aber nicht, und die Band lieferten eine gute Show – ausgeruht oder nicht. Es ist noch ein bisschen zu hell dafür, dass die Pyros, die extra für die Headliner auf dem Dach der Aussenbühne abgefeuert werden, ihr volles visuelles Potential erreichen. Dafür wärmen sie für jeweils ein paar Sekunden die kühle Luft der Dämmerung auf. Dafür regnet es nicht mehr, und der Himmel ist fast wolkenlos. Nur eine grosse Pfütze in mitten des Junkyards erinnert an den früheren Regen. Für das Publikum heisst es darum: Ganz gut aufpassen, dass man in der Pushpit nicht im trüben Wasser landet. Auch wenn der Auftritt gelungen war, war es für viele zu lange und gegen Ende des einstündigen Sets von Decapitated ist das Publikum lichter als zuvor.
Dafür konnten aber Defeated Sanity vor „Full House“ spielen. Das Quartett auf der Innenbühne hat ihr Set schon angefangen, als ich mich in den Fotograben zwänge, und berieseln das Publikum mit ihrem Jazz inspirierten Technical Death Metal. Für mich ein persönliches Highlight, denn das Quartett übertrifft sich live selbst. Kein Wunder also, dass die Security mit Crowdsurfern die Hände voll hatte, und es kaum eine Aufforderung von der Band brauchte, um eine Circlepit zu entfesseln. Einziges Manko – ein technisches Problem mit dem Mikrofon, durch das die Vocals plötzlich unhörbar leise wurden, nachdem es schon Probleme mit den Monitoren gab. Das zweite Mikrophon war nicht viel besser, aber die lauten „Hey, hey“ Rufe vom Publikum übertönte alles. Nach dem letzten Song von Defeated Sanity – sie schlossen ihren AUftrit mit „Into the Soil“ ab – wirft irgendwer seinen noch vollen Becher in Ektase in die Luft und tränkt das Publikum in Bier.
Ich entscheide mich dafür, zu meiner Unterkunft zurück zu laufen – auf Papier beziehungsweise Google Maps ein Spaziergang von weniger als 30 Minuten, in Realität eine endlose Tortur, denn die Müdigkeit und das ständige Stehen holt mich ein. Also, noch die Fotos auf eine externe Festplatte laden, dann ab ins Bett.