Review


Imperial Triumphant & Sigh
Über dem Exil in Zürich stehen die Sterne gerade richtig, um mit Imperial Triumphant ihr neuestes Album „Goldstar“ zu feiern, und von Avantgarde Black Metal Sternchen Sigh alle Facetten des Japanischen Black Metals (und mehr!) gezeigt werden.
Sigh stürmt mit einer kleinen Verspätung von 10 Minuten auf die Bühne. Das Publikum wartet gespannt; schon von Anfang an ist das Exil gut gefüllt, denn Sigh hat genauso viel – wenn nicht mehr – Anziehkraft wie Imperial Triumphant. Ein Bandmitglied nach dem anderen betritt die Bühne mit Applaus, und ab dem ersten Ton wird von Seite des Publikums kräftig mit-geheadbanged. Sigh spielte eine Auswahl an Liedern aus ihrer gesamten Discografie, angefangen mit „A Victory of Dakini“ vom Album „Scorn Defeat“, über Songs von „Hangman’s Hymn – Musikalische Exequien, das 2007 erschienen ist und vor einigen Monaten neu herausgebracht worden ist, bis hin zu einigen Nummern von ihrem 2022 erschinenen Album „Shiki“. Leider ist die Soundqualität Anfangs des Sets nicht besonders gut, und vor allem der Klargesang, der Sigh häufig einsetzt, geht zwischen den Instrumenten unter. Das Trio von Mirai Kawashima, Dr. Mikannibal und Nozomu Wakai wird von einer Live-Bassistin und einem Live-Schlagzeuger unterstützt, sowie einem Kind, dass während dem ganzen Set wahlweise trommelt oder die Hörner zeigt und die Zunge rausstreckt. Ab Band sind Chöre und eine Vielzahl von Instrumenten zu hören, die nebst dem mitgebrachten Saxophon und einer Querflöte sowie einige traditionellen Zupf- und Holzblasinstrumenten gar nicht auf die Bühne gepasst hätten. Sowohl auf der Bühne, die etwas zu klein für sechs Personen ist, als auch auf dem Publikumsparket läuft der Schweiss in Strömen. Die Corpsepaint der Band muss wasserfest sein, denn die verläuft keinen Millimeter während der ganzen Show. Nur das rote „Blut“ rinnt nach einiger Zeit über das Gesicht. Auch sonst inszeniert sich die Band perfekt, sogar der Fächer und die Wasserflasche des Frontmanns sind traditionell Japanisch angehaucht. Gegen Ende des Sets, zu „The Soul Grave“, begibt sich Dr. Mikannibal mit einem Kelch in die Menge, und taucht mit blutüberströmtem Gesicht wieder aus dem Publikum wieder auf. Leider setzt die Hitze auch der Band zu, und die Band verliess die Bühne, ohne den Aufrufen nach „One More Song“ nachzukommen. Auch ich brauche nach dem Auftritt etwas Abkühlung, aber draussen ist die Luft fast gleich warm und stickig. Drinnen ist es nach einem kurzen Abstecher wieder ertragbar: Ohne Bühnenlicht und mit etwas weniger Personen – die meisten sind zum Merch oder für die Zigarettenpause abgewandert – lässt die Klimaanlage die Temperatur nach ein paar Minuten angenehm kühl werden.
Imperial Triumphant betritt die Bühne pünktlich und legt gleich los. Genauso wie Sigh ist der Auftritt ein wenig theatralisch. Das Trio aus New York lässt sich musikalisch, thematisch und ästhetisch von New York in den 1920ern inspirieren. Das heisst: etwas Jazz, ein bisschen Swing, viel dissonanter Black/Death Metal, Songtexte die von der Dekadenz und den Exzessen der Dekade handeln und von Art Deko inspirierten Albumcover. Ihr neuestes Album, „Goldstar“ ist diesen März erschienen, und diesen Sommer nutzt die Band, um ihr Werk auch dem europäischen Publikum live zu präsentieren. In der Schweiz exklusiv im Exil Club – gleichzeitig thematisch passend, aber auch ein ungewöhnlicher, vielleicht unpassender Ort. Mit passender Beleuchtung könnte sich der Konzertsaal einfach in ein Speakeasy verwandeln, tat es aber nicht, trotz der vielversprechenden Beleuchtung beim Eintritt. Und Imperial Triumphant muss fast auf eine grössere, höhere Bühne um ihre Kraft zu entfalten. Mit Masken und im schwarzen Gewand erscheint die Band schon unnahbar, aber die fast wortlose Performance ohne Mimik hat aus nächster Nähe eine Komik, die ganz und gar nicht zum Image der Band passt. Trotzdem gelingt es der Band eine gute Atmosphäre zu schaffen. Die Musik spricht für sich selbst, und auch wenn die Kompositionen der Band auf Platte schwere Kost sind, verleiht der Live-Auftritt den Stücken Zugänglichkeit. Was das intime Setting auch ermöglicht: Zwischen tosenden Riffs Champagner mit der Band zu teilen. Dass die Drei in Mitten des Sets dann mit dem Titeltrack (Titelinterlude?) ihrer neuesten Platte gleich auch eigens komponierte Zigarettenwerbung machen, sei verziehen.