Review
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Make Grind not Love with NGANGA, Glista, EPMD & Terrain Vague
Unter dem Motto «Make Grind not Love» lud CopyGrind zum Valentinstag ins APA KultA in Olten. Auf dem Programm: Waadtländer Powerviolence mit Terrain Vague, Death Grind mit Nganga aus dem Vereinigten Königreich und Glista aus Slowenien, sowie Grindcore mit Exorbitant Prices Must Diminish, ebenfalls aus der Romandie.
Mit etwas Verspätung eröffnete Terrain Vague die Show. Das Trio aus Vevey gibt’s zwar seit 2016, in der jetzigen Formation aber erst seit Mitte letzten Jahres, als Vokalistin Jess zur Band beitrat. Ihre fehlende Erfahrung merkte man zwar an der anfänglichen Nervosität, die sie aber nach dem ersten Song gänzlich ablegte. Nebst eigens komponierten Songs spielte Terrain Vague ebenfalls ein Cover von Magrudergrind’s «Esclavo de Salario» – passend, da sie ebenfalls keinen Bassisten im Lineup haben.
Glista aus Slovenien spielten als zweites – ihr erstes Mal in der Schweiz. Das Quartett ist mit Nganga auf Europatour, und Olten ist ihr zweitletzter Halt. Lyrisch bewegte sich ihre Musik zwischen lustig und ernst, politisch und selbstbezogen, und gleich in zwei Sprachen, Englisch und Slovenisch. Musikalisch waren sie zwar tief im gängigen Death Metal und Grindcore verankert, namen sich aber auch die Freiheit für etwas ungewöhnlichere Exkurse in die Welt des Disko und traditioneller Musik aus dem Balkan. Wer Angst vor Nadeln und/oder Blut hat, dem war es empfohlen zur zweiten Hälfte des Auftritts die Augen vom Sänger abzuwenden. Der liess sich nämlich seine Haut mit vor der Show vorbereiteten Nadeln durchlöchern. Und wer Freude an ungewöhnlichem Merch hat, wurde bei ihnen fündig – nebst Tonträgern, T-Shirts und Patches gab’s auch handgeschnitzte Löffel, und Plüschwürmer.
Nach dem Set von Glista dauerte es eine Weile bis Nganga auf der Bühne stand, und es dauerte ebenfalls eine Weile bis sich der Konzertsaal wieder füllte. Frontmann Spooks Rogers begrüsste die Anwesenden auf Deutsch mit englischem Akzent – er habe eine Zeit lang in Berlin gelebt. Zur Erleichterung der Konzertbesucher aus der Romandie wechselte er aber schnell wieder zurück auf Englisch. Es dauerte ebenfalls nicht lange, bis sich das nun nach zwei Sets gut aufgewärmte Publikum in Bewegung setzte, den Boden zum Beben brachte, und die ersten Crowdsurfer über den Köpfen der Zuschauer hinweg schwebten. Es brauchte also nicht viel, um die Anwesenden zu einer Wall of Death im kleinen APA KultA Konzertsaal aufzufordern: «Olten, open this pit up!».
Nach einem ungewöhnlichen Soundcheck – der Bassist der Band bemannte ebenfalls das Mischpult – ging’s weiter mit Exorbitant Prices Must Diminish. Für das Quartett war dies ihr 101tes Konzert, und wurde deshalb ordentlich mit Kuchen und Luftschlangen gefeiert. Nebst drei neuen Songs spielten sie viel Material von ihrem letzten Sommer erschienenen Debut «For a Limited Time». Wie der Bandname suggeriert, geht es darum, zu viel zu kaufen, zu konsumieren und dem Exzess des Kapitalismus. Auch im Kontext der Metalszene – ihr Song Moral Patches geht darum, die zwar die «richtigen» Patches auf der Weste zu haben, aber nichts mit den darin verkörperten Werten zu tun haben. Nach einer halben Stunde war die energetische Darbietung leider schon wieder vorbei. Um ihr 101tes Konzert gebührlich zu feiern, gab es aber noch Kuchen, natürlich mit Kerzen. Das «Make Grind not Love» Konzert zeigte, das sich Valentinstag und Grindcore Konzert nicht ausschliessen – denn, wie es sich herausstellte, «Grind is Love».