Review
Tales of Wrath Fest 2025
Für ihr diesjähriges Festival lockt Tales of Wrath mit vier Bands in den Konzertkeller des Sommercasinos. Auf dem Programm: Die Schweizer Synth-Punk Rocker S.G.A.T.V, Sludge-Truppe Negative Slug aus Kroatien, die amerikanische Black Metal Band Unholy Altar und, zum krönenden Abschluss, Eremit aus Deutschland, irgendwo zwischen (Funeral) Doom und Sludge angesiedelt, mit einer Prise Black Metal. Eine düstere Atmosphäre ist garantiert.
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Diese Funktion ist nur für eingeloggte Benutzer verfügbar. Bitte melde dich an oder erstelle ein Konto. Anmelden / RegistrierenS.G.A.T.V machen den Anfang. Schon ab dem ersten Moment servieren sie uns energetischen Punk Rock mit melodiösen Synths, die zum Mittanzen einladen. Die Band war ursprünglich ein Soloprojekt des Vokalisten und wuchs zu einer inzwischen live-sechsköpfigen Band. Fast passen sie nicht auf die kleine Bühne im Keller des Sommercasinos, aber irgendwie geht es trotzdem. Der Energie der Band tut es jedenfalls keinen Abbruch, und das Publikum lässt sich bis zum letzten Ton von ihrer Musik mitreissen.
Mit Negative Slug geht’s zuerst mal einen Gang runter, aber rasch wird’s wieder auch schneller. Die Sludge Band aus Kroatien überzeugt mit dynamischen Rhythmen. Gitarre und Bass bilden einen hypnotischen Klangteppich, aber der eigentliche Star der Show ist das Schlagzeug, das hypnotisch den Takt vorgibt. Bei vier Bandmitgliedern gibt’s auch etwas mehr Platz auf der Bühne. Eigentlich gar nicht nötig, da das Quartett hauptsächlich auf der Stelle zur Musik mitwippt – alles andere hätte auch nicht unbedingt zur Musik gepasst. Dafür werden im Verlauf des Sets immer mehr blitzende Lichter eingesetzt, passend zur immer schneller werdenden Musik. Ganz zum Schluss schaltet Negative Slug aber wieder einen Gang runter, und noch einen bis zum Schneckentempo – und dem finalen Trommelwirbel, der ihr Set fulminant abschliesst.
Unholy Altar lockt noch einige Köpfe mehr nach unten in den Konzertkeller des Sommercasinos. Es ist der erste Auftritt der Amerikaner in der Schweiz und einer der letzten ihrer ersten Europatour. Was einen erwartet: Schnörkelloser Black Metal mit eingängigen Riffs, schnellen Rhythmen und einigen atmosphärischen Einlagen. Die Band hat die Verstärker mit Schädeln dekoriert und den Mikrofonständer mit einem Bouquet aus Knochen verziert. Einige der Setlists wurden mit selbst gezeichneten Dämonen und Monstern geschmückt. Ihren ersten Auftritt in der Schweiz feiert die Band mit einem Hellhammer-Cover, ansonsten werden einige Songs ihres Erstlings „Veil of Death! Shroud of Nite“ gespielt, sowie ihrer neuesten EP „A Sullen Dark Sky“, die diesen August erschienen ist. Die Kleiderwahl des Gitarristen ist übrigens kein Zufall – er hat das Old School Samael Shirt extra ausgewählt, weil die Schweizer Band eine musikalische Inspiration ist. Das Ganze wird mit viel Headbangen inszeniert, diesmal etwas besser beleuchtet als bei den vorherigen Bands, denn es gibt endlich auch etwas Licht von vorne.
Spätestens als Eremit damit anfingen, ihre Verstärkertürme mit Spanngurten zu sichern, war auch den letzten Anwesenden klar, dass es laut wird. Das Setup und der Soundcheck dauern etwas länger – und die Band fängt mit dreissig Minütiger Verspätung an. Nicht so schlimm im Sommercasino, denn draussen hört man rein gar nichts – was auch das langsame Eintreffen der Zuschauer erklärt, die noch an der frischen Luft waren. Die Band kündigt gleich zu Beginn an, dass sie, nach 10 Stunden Autofahrt, jetzt auch 10 Stunden spielen würden. Zwar ist ihre Diskografie mit drei Studioalben und ein paar EPs nicht besonders umfangreich – aber bei Songs, die gerne auch mal länger als eine halbe Stunde sind, würde es mich doch nicht überraschen, dass die Band auch zehn Stunden füllen könnte. So lange spielten sie aber nicht, und wir bekommen nur eine kleine Selektion an Songs zu hören. Die Pedalboards, die wie ein Teppich auf der Bühne ausgelegt wurden, sind genauso wichtig wie die eigentlichen Instrumente. Für die atmosphärischen, ruhigen Sektionen der Musik wurden den Gitarren Klänge entlockt, die wie ganz andere Instrumente klingen. Das Schwert, das die Band in der Mitte der Bühne aufbaute, wird bald von dickem Nebel verschluckt, genauso wie die Band, während die Intensität der Musik langsam ansteigt. Aber nicht alles muss immer gesehen werden – die Musik von Eremit hört man, und vielleicht noch wichtiger, man spürt sie. Zwischen den Monitoren vor der Bühne drückt einem die Lautstärke die Luft aus den Lungen, die Sichtweite liegt bei geschätzten zehn Zentimetern. Die späte Stunde scheint dem Publikum nichts auszumachen, es ist ähnlich voll wie zuvor, trotzdem bedankt sich die Band fürs „dableiben“. Ich verpasse aber gerne meinen zweitletzten Zug, um noch ein wenig länger zu bleiben – falls ich gegangen wäre, hätte ich nicht mal den ersten Song zu Ende gehört.
Auch dieses Jahr bot das Tales of Wrath die Bühne für die Perlen des Doom und Black Metal Undergrounds aus Nah und Fern – eine weitere gelungene Ausgabe der Minifestivalreihe, auch wenn sich das Lineup weiter reduziert hat.