Review


Castle Rat
Castle Rat entführte das Quarterdeck in die mittelalterliche Fantasiewelt der Band, besiegte mit Hilfe des Publikums den Tod persönlich, und spielte natürlich auch etwas Doom Metal. Unterstützt wurde Castle Rat von Craver, einer Hardrock Band aus Bern.
Berner Hardrock Band Craver eröffnete das Konzert. Eigentlich hat die Band drei Mitglieder, heute stehen sie sogar zu sechst auf der Bühne; der Sänger, Schlagzeuger und Gitarrist wurde mit eine Sängerin, einem weiteren Gitarristen und einem Bassisten ergänzt. Ganz überzeugen konnten sie mich nicht – musikalisch gab’s zwar einige ganz gute, eingängige Momente, die dann aber meist sehr schnell von repetitiven Refrains abgelöst wurden. Gesanglich überzeugte die Sängerin im Hintergrund mit etwas mehr Stimmakrobatik als ihr männliches Gegenstück. Dass die Band die Liebe, das Begehren und die Sehnsucht besingen, wurde nicht wirklich über die Musik kommuniziert. Der BDSM-Gimmick, der bei Craver auf den Covern ihres veröffentlichten Materials sichtbar wird, wurde nur ganz kurz angeschnitten, als der Frontmann, in Kapuze und Sonnenbrille gekleidet, eine Gerte aus einem Stoffsäckchen hervorholte, und damit (ganz sanft) Publikum und Band streifte. Wer also eine Performance à la Bitch oder Rockbitch erwartete, wäre enttäuscht.
Castle Rat, gerade auf Europatour, kam aus dem Realm, um ebendieses zu vergrössern, und auch in der alten Welt ihr Reich gegen die, die es zerstören wollen, zu beschützen. Die Rattenkönigin (Gitarre und Gesang), der Graf (Gitarre), der Pestdoktor (Bass) und der Druide (Schlagzeug) wurden auch im Quarterdeck von ihrer Erzfeindin, der Rat Reaperess, der Ratten-Sensefrau, drangsaliert, doch konnten sie, zusammen mit dem Publikum, besiegen. Ihre musikalische Darbietung verkam ein bisschen zu einem reinen Soundtrack – nicht ganz Musical, aber durch so viele schauspielerische Einlagen unterbrochen, dass es doch etwas auf der Strecke blieb. Der traditionelle Doom Metal dem sich die Band verschieben hat, lässt an Black Sabbath und Pentagram denken, etwas repetitiv, aber nichts Ungewöhnliches für das Genre. Was Castle Rat also von der Masse abhebt, ist vor allem die Geschichten, die sich die Band ausgedacht haben, und die Kostüme der Vier. Oder Fünf, da die „Rat Reaperess“, die zwar weder ein Instrument spielt noch singt, aber trotzdem fest Teil der Auftritte der Band ist. Die Rattenkönigin präsentierte uns zuerst die Geschichte der verschiedenen Gestalten, mit der sie die Bühne teilte, mit mehreren theatralischen Einlagen. Der Graf sei zu ihnen gestossen, als er als armer Bauernjunge gestorben war, und vom Pestdoktor mit einem Trank aus Vampirblut unsterblich gemacht worden war. Da die Sensefrau seine Seele nicht bekommen hatte, war sie jetzt auf der Suche nach einer weiteren Seele – und das Schicksal dieses Reichs in unserer Hand. Riley Pinkerton, die Rattenkönigin rief das Publikum dazu auf, auf ihr „Now is Forever“ mit „in this realm“ zu antworten. Jetzt ist für immer, in diesem Reich – zumindest bis die Sensefrau wieder zurück auf die Bühne kehrte, und nach einem Fast-Sieg der Rat Queen unserer Heldin den Garaus macht. Doch der Pestdoktor war nicht weit, und belebte sie wieder, damit dies endlich die Rat Reaperess endgültig verscheuchte. Zumindest bis der letzte Ton erklungen war, den die Ratten Sensefrau kehrt für den Applaus ganz am Ende wieder auf die Bühne zurück. Am 10. September soll ihr neues Album „Beastiary“ erscheinen – wir freuen uns auf eine weitere Geschichte aus der Fantasiewelt von Castle Rat.