Review


Master, Jungle Rot & Benediction
Für den letzten Tag ihrer gemeinsamen Frühlingstour spielten Benediction, Jungle Rot und Master im Kiff in Aarau. Mit dem Addendum der Schweizer Band Disparaged wurde aus den „Tales of the Triple Death“ eine vierfache Ladung Death Metal für das Publikum.
Zwar war der Konzertbeginn für 19:00 angekündigt, Disparaged fing ihr Set aber um 18:30 an. Kein Wunder also, dass das Kiff noch etwas leer war. Das Quartett aus der Schweiz gab den Ton für die drei nachfolgenden Bands an, auch wenn weit weniger „old school“ als der Rest. Die Band gibt es ja auch erst seit über 25 Jahren – zu jung für OSDM, und zu alt für dessen Revival. Was es zu hören gab, war erstklassiger atmosphärischer Death Metal, etwas progressiv und ein wenig melodisch, während sich das Kiff langsam füllte. Der letzte Song, „Overlust“, zu finden auf dem gleichnamigen Album, wurde mittig unterbrochen, um eine besonders ideale Stelle für eine Circle Pit anzukündigen – die dann auch kam. Allerdings unüblicherweise im Uhrzeigersinn. Vielleicht wurde sie von einem Linkshänder initiiert – denn der Grund, warum die meisten lieber „der Ohrfeige nach“ rennen, ist, dass es ein wenig intuitiver für Rechtshänder ist.
Auf Disparaged folgt Master mit Death Thrash. Nebst Possessed und Death eine der ersten Death Metal Bands überhaupt – aber mit einer etwas punkigeren und politischeren Attitude als die zuvor genannten Bands, wie auch das „Fuck Politicians“ von Frontmann und Bassist Paul Speckman gleich zu Anfang der Show zeigte. Die Zuschauer konnten sich über eine Darbietung eines Best-Of der Band freuen, meist Songs aus den ersten Alben der Band. Was mich freute, war der Aufruf der Band für ein helleres Spotlight am Anfang der Show. Zwar wurde es irgendwann wieder dunkler, was aber auch zur Musik passt. Nebst ihren Songs spielte die Band eine Handvoll von instrumentellen Interluden die die Virtuosität des Trios zur Schau stellte. Nach der etwas trägen Partizipation zu Disparaged ist nun auch das Publikum aufgewärmt, und untermalt von den Fingerkapriolen des Gitarristen bildete sich auch mehrmals eine Pushpit.
Jungle Rot konnte sich dementsprechend über eine ziemlich aktive Crowd freuen. Dafür hatten sie auch Lokalunterstützung mit dem Vokalisten von Xonor, der das Growlen zu „Call to Arms“ übernahm – und sich dann zusammen mit den ebenfalls maskierten Bandkollegen in die Menge stürzte. Wenn Jungle Rot irgendwas ist, dann ist die Band „old school“, wenn man den Rufen der Menge Glauben schenkt. Dafür war ihre Setlist aber sehr neu – fast alle Songs stammen von den drei zuletzt erschienenen Alben der Band. Nur „Circle of Death“ gibt’s auch auf einer Veröffentlichung vom letzten Jahrhundert zu hören – und ist einer der ersten Songs, die die Band geschrieben hat. Doch bei Old School geht’s um den Sound, und nicht um das Alter – und egal wie alt oder neu ein Jungle Rot Song ist, er ist immer Old School. Und wenn eine Old School Band einen Old School Song spielt und nach einer Old School Pit fragt, gibt’s auch eine old school Pit – gegen den Uhrzeigersinn.
Für Benediction ist die Tales of Triple Death Tour gleichzeitig auch die Promotions Tour ihres neuesten Albums „Ravage of Empire“, das am 4ten April erschienen ist. Also genau am ersten Tag der Tour – und der Auftritt im Kiff ist der krönende Abschluss der Europareise. Leider ging’s nicht so glatt wie geplant. Zwar ist Benediction „Old School“, aber nicht technologiefeindlich. Dementsprechend kommt ihr Auftritt fast gänzlich ohne Kabel aus, und der Soundcheck wurde sich auch gespart – und prompt gab es gleich zweimal Probleme mit einer Gitarre. Zwar war das Publikum verständnisvoll und wartete geduldig, aber die Stimmung war trotzdem zu Anfang etwas gedämpft und es brauchte eine Weile, bis das Publikum sich wieder in Bewegung setzte. Zu „They Must Die Screaming“, mehr als zur Hälfte durch das Set, entstand aber eine genug grosse Moshpit, um der Band sogar ein „impressive“ zu entlocken. Und der kabellose Auftritt hatte auch Vorteile: So konnten sich die Musiker frei auf der Bühne bewegen, ganz ohne Kabelsalat – und alle in den ersten Reihe hatten die Chance, ein Pick vom Bassisten zu ergattern, der nach jedem Song einen Neuen hervorholte, und den alten in einen der ausgestreckten Hände deponierte.
Ein tolles Gesamtpaket für Liebhaber der Alten Schule des Death Metals. Der Ausdruck „old school“ ist in dieser Review übrigens, trotz besten Bemühungen, immer noch weniger als auf dem Konzert gefallen.