Review
Delain
Als das Lineup der Show in der Konzertfabrik Z7 bekannt wurde, war mein erster Gedanke: Passt das?
Russischer Folk gegenüber niederländischen Symphonic Metal. Die kurze Antwort lautet erstaunlicherweise: Ja!
Schon bei der Anfahrt wurde schnell klar, dass es heute relativ voll sein wird. Unzählige Besucher pilgerten in Richtung der heiligen Halle. Wie gewohnt pünktlich begann schliesslich die Show mit Arkona. Doch für mich galt erst was Essen, denn gestärkt lässt man sich besser beschallen und kann mitmachen, denn dies wurde reichlich gefordert. Aber später dazu mehr. Nach der Ausgabe der Mahlzeit suchte ich vergebens nach dem Besteck. “Zuliebe der Natur gibt es kein Plastikbesteck mehr”, wurde mir gesagt. So nahm ich den Plastikteller, bestellte ein Citron im Plastikbecher und dachte mir den Rest. Nicht ganz konsequent, aber sicher schon mal ein guter Anfang. Auf dem Rückweg zur Bühne kam der Pflicht-Stopp am Merchstand. Ich staunte nicht schlecht, denn ganze 11 verschiedene Designs, ein Shirt für die Kids, Spielkarten, Plektren und ein Single Malt Scotch Whisky war am Stand des Headliners zu sehen… Bemängeln könnte man hier wohl nur das Überangebot. Auch Arkona war mit einem Stand vertreten, welche mit weniger Auswahl, dafür mit einem schönen(eren) Design glänzte.
Aber kommen wir wieder zurück zum wichtigsten Aspekts des Abends: Der Musik. Wie sich herausstellte war die Supportband eine hervorragende Wahl. Ebenfalls Female-Fronted, auch sehr melodisch, wenngleich nicht so verständlich. Ausser man ist der russischen beziehungsweise Alt-Slawischen Sprache mächtig. Doch weiss das Quintett trotz der Sprachbarriere, wie eine tolle Stimmung erzeugt werden kann. Für Besucher wie mich, die sich noch nicht grossartig mit der Band befasst haben, war es ein leichtes mitzumachen und sich von den treibenden Klängen tragen zu lassen. Die Halle war schon ordentlich gefüllt und es machte den Eindruck, dass es nicht mehr extrem viel zusätzliche Besucher gab, je weiter die Show fortschritt. Knapp eine Stunde lang gab es ordentlichen Folk Metal / Rock zu hören, bevor die gewohnt speditiven Umbauarbeiten begannen.
Als dann Licht und Musik gedämpft wurden war klar, jetzt gehts weiter.
Natürlich gab es auf ihrer “The Masters of Destiny”-Tour ein paar neue Songs, zum Aufwärmen waren aber erstmal die Klassiker wie “Invidia”, “April Rain” und “Get the Devil Out of Me” zu hören. Schon von der ersten Sekunde an begeisterte die extreme Spielfreude der Band. Als zweites ist mir Charlotte’s wahnsinnige Stimme aufgefallen. Jeder Ton hat absolut gesessen und es war unbestreitbar, das hier ein Profi am Werk ist. Nach einem der neuen Songs, “Burning Bridges” kündigte die Front-Frau an: “Nach so viel musikalischer Gewalt, gibts nun etwas ruhiges”.
Doch diese gemütliche Phase hielt nur etwa 3.5 Minuten an, bevor die Gain-Schraube wieder angezogen wurde. Die Ankündigung von “Let’s Dance”, welche mit einem Vorurteil begann, zeigte den tollen Humor der Niederländerin. “Man sagt, Metalheads können nicht tanzen… und das stimmt! Also, Let’s Dance!”. Dieser, auch einer der neuen Songs, funktionierte hervorragend Live und bewies, die die Aussage nicht ganz der aktuellen Situation entsprach. Das Bühnenbild war nicht übertrieben, aber auch nicht langweilig. So sorgten die Mikrofon-Ständer für etwas mehr Farbe und wurden bei fast jedem Song von Weiss zu Rot über Blau anders eingefärbt. Spätestens ab “Don’t Let Go” waren die Besucher dermassen getrimmt, dass selbst Andeutungen zum mitklatschen sofort erwidert wurden. Zur Belohnung gab es bei besagtem Lied grosse rote Luftballons, die fortan im Publikum herum gehüpft sind. Gefolgt vom Highlight. Mit der Nummer 15, “The Gathering” wurde nochmals alles abverlangt, bevor es dann gegen das Ende ging. Abgeschlossen wurde mit einem meiner Favoriten, “We Are the Others”. Ermüdungserscheinungen waren keine zu erkennen und die Stimme Frau Wessels war einfach immer noch der Hammer.
Kurzum, ein gelungener Abend, welcher aber auf jeden Fall noch eine zweite Support-Band hätte vertragen können, denn am Ende war doch noch etwas Energie übrig, was sonst eher unüblich ist…
Setlist:
- Invidia
- April Rain
- The Glory and the Scum
- Get the Devil Out of Me
- Burning Bridges
- The Hurricane
- Masters of Destiny
- Here Come the Vultures
- Let’s Dance
- One Second
- Combustion
- Hands of Gold
- Not Enough
- Don’t Let Go
- The Gathering
- Fire with Fire
- We Are the Others