Review


Meh Suff Festival 2025
Zwei Tage, matschig aber (fast) kein Regen, 19 Bands aus 11 Ländern, fünf davon aus der Schweiz, 16 Stunden Spielzeit, viel Stroh: So lief die 2025 Edition des Meh Suff! Festivals.
Freitag
Der Hauptgrund, warum ich in letzter Minute – das heisst, 24 Stunden vor dem ersten Auftritt – mich doch dazu entschieden habe, ans Meh Suff zu kommen, war dass das Wetter ganz ok sein sollte. Nicht zu heiss, nicht zu kalt, und vor allem trocken. Pünktlich zur Ankunft fängt es gleich an, zu Regnen. Zum Glück braucht es Zeit bis ich zur zuständigen Person(en) für die Presseakkreditierung gelotst werde, und ich stehe während dem grössten Guss in Gewahrsam eines Security unter einem Partyzelt. Nachdem ich alle Bändchen erhalten habe (bei mir werden es vier, was viel ist aber immer noch nicht die sechs, die ich bei einem anderen Festival erhalten habe schlägt). Auf dem Weg zum Campingplatz kommt ein riesiger Traktor entgegen, mit Güllefass. Ob das Meh Suff auch olfaktorisch ein Erlebnis sein wird?
Zum Zeltaufbau ist der Himmel dann wieder Blau; und die Sonne strahlt auf meinen Rücken, während ich auf Suche nach einem geeigneten Zeltplatz bin. Meine Hosen sind schon nach wenigen Minuten von oben bis unten mit Schlamm beschmiert. Ganz hinten oben, hinter den Kuhfladen, die einen Teil der Wiese verzieren werde ich fündig. Sollte es nochmals regnen, läuft das Wasser gut ab, und ich bin so am weitesten vom Zelt der 90er Jahre Afterparty entfernt. Alles andere hängt von meinen Zeltnachbarn ab. Diese versuchen, während ich mein Zelt zusammenstecke, mit Rammsteins „Hier Kommt die Sonne“ die in der Zwischenzeit wieder verschwundene Sonne hervorzulocken. Das gelingt nur mässig gut, stattdessen erklingt ein lauter Donner. Linkerhand wird mit einer mir unbekannten Folk Metal Song mehr schlecht als recht mitgesungen, bis dazu übergegangen wird, die Lyrics von Meghan Thee Stallion und Cardi B’s WAP laut zu rezitieren. Ich hoffe, dass beide Parteien sich bis 2 Uhr morgens ausgepowert haben.
Auf dem Festivalgelände ist es vor Anfang des ersten Sets noch ziemlich leer. Die Personen, die schon da sind, haben aber trotzdem schon das ausgelegte Stroh in den Matsch getrampelt. Ich frage mich, ob Regenhosen und Gummistiefeln doch nicht das bessere Outfit gewesen wäre. Laut Wetterbericht sollte es aber nicht mehr regnen – wenn genug nachgelegt wird, sollten alle Besucher, mit oder ohne Gummistiefel, keine nassen Füsse bekommen.
Infestus eröffnet den ersten Tag des Meh Suff 2025. Das Projekt aus Deutschland ist eigentlich ein Ein-Mann-Projekt, Bandgründer Andras spielt aber hier mit drei Livemusikern. Dass es zu Beginn des Sets immer noch bewölkt ist, kommt der Band gelegen – ihr atmosphärischer „psychonecrotic“ Black Metal würde seinen Effekt am besten irgendwo in einem dunklen kühlen Keller entfalten, aber sans-Sonnenschein funktioniert eigentlich auch schon. Gegen Mitte Set lässt sich die Sonne aber trotzdem blicken, und der Duft von nassem Stroh füllt das Gelände, während sich das verdampfende Wasser zum Bühnennebel gesellt. Das Publikum ist immer noch nicht vielzählig, aber es gibt schon einige, die bei den schnelleren Sektionen die Haare mitschwenken. Fürs Material von der neuesten Platte „Entzweiung“, die 2024 erschienen ist, nimmt der Frontmann auch selbst die Gitarre in die Hand, sonst konzentriert er sich ganz auf die Stimme. Dazwischen – kurze, leise Ansagen, fast geflüstert. Die Growls, die sich zeitweise eher dem Klargesang annähern, besingen auf Deutsch und Englisch den Tod und die Selbstzerstörung. Infestus bietet viel Abwechslung und Dynamik, vor allem für ihr Genre, aber das 45-minütige Set zieht sich gegen Ende trotzdem: vielleicht zu schwere Kost für den ersten Auftritt des Festivals.
- Thron aus Trümmern
- Seed of Agony
- Quell der Entzweiung
- Willinglessly Anticipating Death
- Torn Observer
- Spiegel der Seele
Die 30min Umbauzeit dauert gefühlt Ewigkeiten; ich bin von den 15 Minuten beim Deathfeast verwöhnt worden. Dafür werden mir die Ohren hoffentlich nicht ganz so fest dröhnen, weil sie sich mehr ausruhen können. Beim Warten backstage sehe ich schon die ersten bemalten gestalten – Infestus trat ungeschminkt auf, aber Ghörnt wird mit voller Corpsepaint auftreten. Sieht abseits der Bühne mit Bier in der Hand einfach etwas ulkig aus, dafür hinterlässt es aber zwischen all den ungeschminkten Bands einen bleibenden Eindruck.
Punkt 14:20 ertönen die ersten Riffs von 9 Dead. ich kämpfe mich nach vorne, vorsichtig, damit ich nirgendwo im Schlamm- und Strohgemisch ausrutsche. Der Fotograben war schon vorher ein Mienenfeld – zwar gross, aber die zwei Reihen Lautsprecher sind von einem Meer von glitschigem schlamm umgeben. Meine Sicherheitsschuhe und meine Hosen sind schon lange voller Dreck, das gehört dazu. Ausrutschen will ich trotzdem nicht, und auch nicht mir den Schädeln an den Lautsprecher aufschlagen. Dass die zwei Reihen Lautsprecher trotzdem ihre Daseinsberechtigung haben, zeigt 9dead, die band nutzt sie als Trittsteine, um bis ganz nach vorne ans Publikum zu kommen, und als Erweiterung der Bühne. Die Vier aus New Jersey spielt Brutal Death Metal mit Deathcore Einflüssen. Darauf haben die anwesenden Moshpit Afficienados nur gewartet, und zwischen Violent Dancing und Circlepit werden alle Tanzbewegungen vorgezeigt, die irgendwie zum Musikstil passen. Wem das Ganze nicht so liegt und sich lieber in die frühen 2000er zurückversetzt, kann sich auf ein Cover von Limp Bizkit freuen. Für die Verschwörungstheoretiker unter uns gibt’s ganz zu Ende ein Song über Aliens („they exist!“), „115“. Und natürlich viel Showmanship – die Band mag es sichtlich nicht nur, auf der Bühne zu spielen, sondern auch mit dem Publikum zu interagieren und ihre Show mit mitgebrachten Hüten und Stofftieren der Zuschauer auszuschmücken. Letzterer ist der gleiche Hai, der zuvor schon mal von Vaginal Penetration of an Amelus with a Musty Carrot geschändet worden ist. Was der alles mitmachen muss… Zumindest vom Matsch ist er aber geschützt, sein Frauchen hat ihn aber mit einem improvisierten Regenmantel aus Abfallsäcken ausgestattet.
Kaum haben 9 Dead zu Ende gespielt, fängt es an zu tröpfeln. Der Wetterbericht soll man nicht ganz so genau nehmen, denn eigentlich war für den Nachmittag wolkenfrei und Sonnenschein prophezeit – dem ist nicht so. Beim anhaltenden Nieselregen drückt die Sonne aber trotzdem durch, und man kann hoffen, dass in den knapp 40min bis zum Auftritt von Ghörnt nicht mehr regnet. Es hat genug Platz für alle unter dem Dach des Bierzeltes, allzu nass soll also niemand geworden sein.
Als nächstes steht Ghörnt auf der Bühne. Die Schweizer Black Metaller sind eigentlich ein Duo, treten aber mit noch zwei zusätzlichen Musikern auf. Ihr drittes Album ist dieses Jahr im April erschienen, es trägt den Titel „Blutgraf“. Davon zu hören gibt es beim Meh Suff aber nicht viel, die Band greift vor allem auf ihren restlichen Katalog zurück. Wie es tönt? Mir kommt es ähnlich uninspiriert vor wie das AI Cover, das „Blutgraf“ ziert. Beim nachherigen Reinhören gefällt es mir besser – Mitte Nachmittag und mit nicht sonderlich viel Energie funktioniert es eher weniger. „S Tote Land“ hat einen guten Anfang gemacht, aber die Energie bleibt nicht lange bestehen. Zwar geben sich der Bassist und der Gitarrist Mühe, auch etwas Bewegung auf die Bühne, aber die Lethargie des Vokalisten springt aufs Publikum rüber. Zwar erwarte ich von einer Black Metal Band nicht unbedingt, dass sie einen Hype-Man haben, aber ein bisschen Spass auf der Bühne ist nicht verkehrt, und das uninteressierte Bühnen-Alter-Ego wirkt schnell langweilig du funktioniert nur bedingt. Trotzdem: Bei Ghörnt füllt sich das Festivalsgelände gut. Mit der Zeit tönt es auch besser – vielleicht hat wa einfach geharzt. Ich habe auch manchmal meine mitte-nachmittags Durchhänger. Nur zum Glück nicht heute, denn Ghörnt tönt immer noch, Performance hin oder her, wie ein Einschlafsliedchen. Mag ich bei Black Metal ganz gerne, aber eher nicht, wenn ich noch 10 (!) stunden Festival vor mir habe. Wie bei Infestus verlässt die Band die Bühne mit einem Piano Outro, und ich klatsche sogar ganz leise mit.
- Nedchrescht
- Häxesabbath
- S Tote Land
- Folter
- Vlad
- Im Senn Sis Tunschi
- Alpdämon
- För Emmer
Irgendeine gnädige Seele hat sich den Fotografen erbarmt und auch und etwas Stroh für uns in und neben den Fotograben gelegt. Visceral Disgorge hat beim Deathfeast bei mir zumindest musikalisch einen guten Eindruck hinterlassen. Den erwarteten Abriss ist aber nicht gekommen, trotzdem weckt mich Visceral Disgorge wieder auf. Trotz anfänglichen Schwierigkeiten mit den Gitarren, und ganzzeitlichen Schwierigkeiten mit den Vocals, die sich immer wieder überschlugen, schaffen es die Amerikaner eine gute Performance abzulegen. Auch hinten beim Mischpult tönt alles ein bisschen, als ob sie ihren Auftritt Unterwasser hätten und nicht bei Meh Suff (der Schlamm ist auch nicht sooo schlimm!). Natürlich durften die gewohnten Kapriolen des Vokalisten nicht fehlen, er brauchte das Mikrofon wieder als Jo-Jo und Schwanzersatz, an dem er zwischenzeitlich vigorös herumrieb. Neben der Bühne war auch was los – die Jungs von 9Dead üben sich auf der Barriere beim Fingerskateboarding.
Kaum ist die Sonne hinter den Bäumen verschwunden, tut sich die Wolkendecke auf und entblösst den blauen Himmel. Für Warmen, die nächste Band, weicht das Schlagzeug zur Seite und macht Platz für ein Keyboard. Dieses ist gekippt, mit Tasten zum Publikum installiert worden. Sieht etwas merkwürdig aus, ist aber eigentlich gar nicht so eine schlechte Idee: Denn normalerweise sieht man ja gar nicht, was ein Keyboardspieler so macht, da die Hände vom Instrument verdeckt werden. Dieses Problem ist damit gelöst – und ein besserer Ansatz als die allseits beliebte Keytar – und es gibt bessere Fotos. Theoretisch zumindest, denn die durgehenden Strobes machten mir zusammen mit dem Bühnennebel einen Strich durch die Rechnung. Warmen ist das erst Seiten- dann Hauptprojekt von Janne Wirman, ehemaliger Keyboardspieler von Children of Bodom. So ähnlich soll auch Warmen klingen, aber ich habe ganz ehrlich keine Ahnung. Darum mag ich „gemischte“ Lineups nicht besonders; weil ich mit der Hälfte der Bands überhaupt nichts anfangen kann. Nicht dass sie schlecht währen – aber ich habe gerne zumindest ein kleines bisschen Vorwissen, bevor ich meinen Senf dazu gebe. Laut Lärmpegel (und Ansagen) spielten die Finnen sowohl eigens komponierte Songs als auch ein oder zwei bekanntere Children of Bodom Lieder. Trotz der riesigen Setlist, die grösste die ich jemals auf einer Bühne gesehen habe, kann ich die Liedtitel nicht entziffern. Das Gedudel des Keyboards wird mir teilweise ein wenig zu viel – ich spiel(t)e zwar Klavier, aber kann nichts sonderlich viel mit Synths im Metal anfangen. Aber ein klassischer Flügel kann halt eher schlecht gekippt werden. Zum „Diskohit“ Vover von „Sombody’s Watching Me“ von Rockwell zum Sbschluss passt’s dann doch.
Vor Hellripper gibt’s Znacht. Das Nasi Goreng dass ich mir ausgesucht habe ist eigentlich nicht Fried Rice sondern (sehr) al dente Reis mit Sojasauce. Ich hoffe, dass die einzige indonesische Band auf dem Lineup, Viscral, nichts davon gegessen hat. Ist aber schnell serviert, ich beschwer mich nicht – solange der unterkochte Reis mir morgen nicht zu schwer im Magen liegt. Schon beim zurück laufen schallt mir die Band entgegen, aber das war – zum Glück – nur die Generalprobe des Soundchecks. Sie sind schlussendlich nur zwei Minuten zu früh, und nicht ganze 10. Hellripper leget gleich mit voller Kraft los, und innert Sekunden erklingt schon das erste Gitarrensolo. Nur „Affair of the Poison“ erlaubt eine kurze Pause – das Drum- und Bassintro dauert ganze 30 Sekunden, ein kurzer Durchschaufer bevor’s gleich wieder mit hohem Tempo losgeht. Nebst Pushpit (irgendwie gefährlich auf nassem Stroh) gibts die ersten Crowdsurfer zu sehen. Die Security scheint nicht besonders darauf eingestellt zu sein, und der erste knallt nur knapp nicht auf den Kopf. Ich begebe mich in die Pit für ein paar Publikumsphotos. Zwar immer riskant, nicht doch irgendwas abzubekommen (oder noch schlimmer, die Kamera), aber wenn’s gut raus kommt sind die Photos auch richtig gut. Und die letzte Chance für Heute – die Sonne ist hinter dem Horizont verschwunden, und bald wird es zu dunkel für Publikumsphotos sein. Laut Frotmann soll es nach ihrem Set zwar niemanden mehr „gut gehen“, weil das heissen wurde, das man nicht alles gibt, aber sowohl ich als auch meine Kamera kommen ohne Kratzer davon. Hinten gibt’s übrigens noch eine ganz kleine zweite Circlepit. Aber nicht alle kommen so gut davon: Eine Crowdsurferin wird rücksichtslos in den Graben geschmissen. Die Band ruft dazu auf, sich ein bisschen mehr um die Anderen zu sorgen – und bittet die Security, die Leute auch aufzufangen und nicht nur rumzustehen. Zum Titelsong ihres neuesten Albums „Warlocks and Withered Hags“ wird trotzdem mehr „Carnage“ gewünscht. Geht beides, es gibt immer noch einen Unterschied zwischen todmüde und nur tot. Ersteres sind einige nach dem Set von Hellripper, und letzteres zu meinem jetzigen Wissensstand niemand.
- All Hail the Goat
- Black Arts & Alchemy
- Blood Orgy of the She-Devils
- Hell’s Rock ’n‘ Roll
- Demdike (In League with the Devil)
- The Affair of the Poisons
- From Hell
- Goat Vomit Nightmare
- The Hanging Tree
- The Nuckelavee
- Spectres oft he Blood Moon Sabbath / Kin???cimle
- Nunfucking Armageddon 666
- Bastard of Hades
- Headless Angels
In der Pause geh ich zurück zum Zelt um mir noch einen Pulli zu holen, langsam wirds echt kalt. Meine schöne „Aussicht“ ist schon lange verbaut von weiteren Zelten worden, und zum Glück bin ich nochmals mit dem letzten bisschen Sonnenlicht zurückgekommen, in der Dunkelheit hatte ich es nicht mehr gefunden. Der Soundcheck von Marduk hört such vom weitem gut an, also bin ich mal gespannt. Die Lücken in meinen Kenntnissen der grossen Black Metal der zweiten Welle sind, ausser Darkthrone, ziemlich gross, und auch Marduk ist mir ausser dem Namen und einigen Geschichten, die vom überhörten Gespräch Backstage im Pressezelt nicht wirklich wiederlegt werden können, nicht weiter bekannt. Zurück vor der Bühne bin ich enttäuscht – die ersten zwei Songs sind nicht nur Mid-Tempo sondern auch ganz allgemein „mid“. Danach geht’s etwas schneller weiter, aber musikalisch bleibt bei mir nicht viel hängen. Wenn schon Black Metal, dann muss er dreckiger und „noise“-lastiger sein – und/oder bessere Riffs haben. Dem Publikum scheint es trotzdem zu gefallen, und mein Platz in der Ecke des Bierzelts, wo man noch ein bisschen von der Bühne sieht, ist schon besetzt und die Sicht sowieso verstellt. Weiter hinten hat es aber genug Platz, und ich ruhe mich aus – das letzte Set geht schliesslich bis zwei Uhr morgens.
- Steel Inferno
- Shovel Beats Sceptre
- Slay the Nazarene
- Marching Bones
- With Satan and Victorious Weapons
- Those oft he Unlight
- Christraping Black Metal
- The Blond Beast
- The Black
Bei der Diskussion was Reviews überhaupt bringen (und wie alle das Schreiben hassen), verfliegt die Zeit wie im nu und schon steht Moonspell auf der Bühne. Auch sie haben wieder die Bühne umgestellt, um für ein Keyboard bzw. Synths Platz zu machen. Dieses verbirgt sich bei ihnen hinter Röhren, ähnlich wie bei einer Orgel arrangiert. Das Bühnenbild wird von einem riesigen Mond komplettiert, der hinter der Band beleuchtet wird. Gleich zu Anfang gefällt es mir das Gehörte gar nicht – der Vokalist hat Mühe damit, im Klargesang die Töne zu treffen und die Gitarre geht fast komplett im Mix unter. Irgendwann geht’s dann besser, und vor allem als eine zweite Vokalistin eine unterstützende Stimme dazu brachte, gefällt es mir besser. Nun fokussiert sich der Frontmann ganz aufs Growlen und auch der allgemeine Mix wurde besser. Und natürlich wird ein Konzert nicht dafür gemischt, um den besten Sound im Fotograben zu haben. Ganz im Gegenteil: im Publikum tönt’s viel besser und ich finde Gefallen an einigen der portugiesischen Songs. Der „nationale Trinksong „Atægina“ trifft meinen Geschmack nicht so, Bierzeltgegröle liegt mir weniger. Ich entscheide mich dazu, von weitem zuzuhören, und mir zum Aufwärmen ein zweites Znacht zu gönnen. Die Pasta mit veganer Bolognese mundet, nach Zugabe von reichlich Salz und Pfeffer, gut. Ein Kompliment an die Küche – die Pasta ist perfekt al dente, was bei den gekochten Mengen nicht einfach sein muss. Moonspell schliesst ihr Set mit „Fullmoon Madness“ ab, laut Wikipedia eine Tradition der Band. Ich verschwinde langsam nach hinten, um schon mal die Fotos runterzuladen.
- Wolfshade
- Love Crimes
- Of Dream and Drama
- Tenebrarum #1
- Trebaruna
- Atægina
- Vampiria
- An Erotic Alchemy
- Alma Mater
- Fullmoon Madness
Schon fast Mitternacht, und es bleiben noch immer zwei Bands für heute. Mit etwas Verspätung steht Scar Symmetry auf der Bühne. Das Quintett ist aus Schweden angereist, und präsentiert dem Schweizer Publikum progressiven Death Metal. Nebst den zwei Vokalisten singen auch die beiden Gitarristen mit, und teilen sich untereinander die Parts in Klargesang und Growls auf. Das passt gut: oft scheitern Bands daran, Klargesang einzubauen, weil es schwierig für einen einzigen Vokalisten beides zu beherrschen und die Wechsel auch live umzusetzen zu können. Das Publikum ist zur späten Stunde schon ein bisschen spärlicher geworden. Schade, aber verständlich, und Scar Symmetry ist auch nicht sie eingängigste Band, Mitsingen könnte man teilweise zwar sogar, aber die Virtuosität kommt zur späten Stunde bei einem gemischten Publikum etwas weniger gut an als bei einem dezidierten Konzert. Ich habe zwar gerade davor diskutiert was die perfekte Setlänge ist (30min, genug lang um eine gute Zeit zu haben wen’s gut ist, und kurz genug es auszuhalten falls es schlecht ist). Bei Scar Symmetry sind die ersten 30min schnell vorüber, die letzten ziehen sich in meinem zeitgefühl in die Länge. es fühlt sich wie ein langer einstündiger Song an – zwar variieren die Songs in sich, aber sind trotzdem nicht genug verschieden, damit sich der eine vom anderen abhebt. Dafür (und weil die Band kaum ansagen macht) habe ich Zeit zum Schreiben. Diesmal praktisch „live“ vom Festival und nicht einige Tage/Wochen/Monate nachgeschrieben.
- Cryonic Harvest
- Quantumleaper
- Scorched Quadrant
- The Illusionist
- Artificial Sun Projection
- Overworld
- Noumenon and Phenomenon
- Ghost Prototype
- Limits to Infinity
- The Iconoclast
- The Anomaly
- Morphogenesis
Scar Symmetry hat ein wenig überzogen, aber um eine Uhr morgens machen ein paar Minuten auch keinen Unterschied mehr. Oder doch: Viscral, die letzte Band vom Freitag, ist mit 9 Dead und Visceral Disgorge auf Tour, und spielen am nächsten Abend in Berlin, ihr letzter Auftritt. Dass sie so spät spielen müssen, ist also weniger als ideal. Dafür konnten sie sich am Tag zuvor ausruhen – statt wie geplant in Italien zu spielen, haben sie einen Tag in Augsburg Pause eingelegt. Die Band aus Indonesien betritt in Parka und Pullover die Bühne, denn inzwischen sind die Temperaturen bei 10° angekommen. Wer trotz tiefen Temperaturen und der späten Uhrzeit geblieben ist, kann sich vor dem Schlafen gehen erstklassigen Brutal Death Metal reinziehen, das metaphorische Gute Nacht Schoppen. Diesmal auch gut abgemischt. Ebenfalls inklusive: eine gratis Indonesisch Lektion; die Band ermunterte das Publikum, auf „You’re fucking Awesome“ mit „Mantap“ zu antworten – das heist so viel wie grossartig, oder eben awesome auf indonesisch. Ich schlafe nach Viscral insofern gut, als dass es sich durch sie (und hellripper) doch gelohnt hat, zu kommen und zu bleiben. War also mantap.
Setlist
- Eradicate the Parennial Threat
- Impulses to Kill
- Enigma of Obsessed Hatred
- Infernal Abhorrence
- Stubborn
- Compulsive Ingenuity
- Suffer Resurrection
- The Catacombs
Auf dem Weg zurück zum Zelt laufe ich in nur eine Spannschnur, und Schlamm hat es, im Vergleich zum frühen Nachmittag, auch viel weniger. Die 90er Party auf dem Festivalsgelände höre ich zwar, aber es ist genug weit weg, dass es mich nicht beim erschöpft einschlafen stört. Und eigentlich ist eine Afterparty gar keine so schlechte Idee, da es dann auf dem Zeltplatz auch viel leiser ist.
Samstag
Das Programm für den zweiten Tag des Meh Suff: Lokale Perlen aus allen Ecken der Schweiz zum Auftakt (Kerberos, Soulline, Kassogtha), viel (Brutal) Death Metal in der Mitte (Korpse, Disparaged, Kraanium), und zum Abschluss etwas Folk und Black Metal (Myrkur, Kanonenfieber, Naglfar).
Nach überraschenden acht Stunden Schlaf (wenn auch nicht am Stück…) und einem Kaffee mit Gipfeli von der Frühstücksbar fühle ich mich wie neugeboren. Zwar war der Kaffee etwa ein Drittel so stark wie ich’s gerne habe und hat keine Crema, aber dafür war der Koffeineffekt überraschend langanhaltend…
Frisch gestärkt geht es also um 13:05 mit Kerberos los. Die vier Winterthurer spielen Symphonischen Death Metal. Die symphonischen Elemente sind nicht nur gut abgemischt, sondern auch gut komponiert und ebenso gut in den Death Metal Teil ihrer Musik integriert. Vokalistin Ai-lan glänzt mit ihrer operatischen Stimme, unterstützt wird sie von beiden Gitarristen, die sowohl Growls als auch Klargesang beisteuern und für Abwechslung sorgen. Was mir ebenfalls positiv auffällt: der symphonische Teil wird nicht einfach (nur) den Streichinstrumenten überlassen. Kerberos lässt sich von der barocken Musik inspirieren und integriert unter anderem das viel vergessene Cembalo. Dabei kommen aber die „metallische“ Instrumentation auch nicht zu kurz, die Gitarrenriffs und -solis können sich ebenfalls sehen und hören lassen. Und auch wenn die Violinen einsetzen, steuern sie zur Atmosphäre bei, und stehlen den beiden Gitarristen auf der Bühne nicht das Rampenlicht. Zu Anfang ist vor der Bühne nicht besonders viel los, aber der Platz füllt sich langsam aber sicher, denn Kerberos überzeugt. „Wir kommen jetzt zum letzten Song“ wird mit einem laugen „nein“ quittiert. Das müsste man mit einer Moshpit zeigen, so die Band – dafür sind aber noch nicht genug Leute da, und der Titelsong ihres neuesten Album „Apostle to the Malevolent“ lädt eher zum stillschweigenden Zuhören ein, als dafür in der heissen Mittagssonne rumzurennen. Aber: wie von der Sängerin versprochen, gibt’s viel bunten Merch von der Band, die Performance wird wohl einige zum Kauf eben dieser verleitet haben.
Die Melodic Death Metal Band Soulline aus dem Tessin ist als nächstes dran. Das Fünfer Gespan bietet Mitsing- und Moshgelegenheiten, die von Anfang an genutzt werden – So weit man „Hey Hey“ rufe als singen qualifizieren kann. Das Publikum hat auch Zuwachs bekommen – in der Zwischenzeit werden wohl die meisten von der Hitze in den Zelten in der prallen Sonne geweckt worden sein. Kaum bin ich im Fotograben, segelt jemand auf einem riesen aufblasbaren Matratze in Form einer Ananas nach vorne. Die Security scheint sich nun an den gestrigen Aufruf von Hellripper zu erinnern, und fangen den Crowdsurfer auch auf. Vieleicht wäre dies hier gar nicht so wichtig gewesen, denn die Ananas federt auch gut ab. Die Ananas, mit Liebeserklärungen an die Band vollgekritzelt, spielt auch während dem Rest des Konzertes eine wichtige Rolle, wahlweise als Transportmittel für jegliche Crowdsurfer – willentlich oder nicht; oder als übergrosse Luftgitarre.
- The Curse
- Anvils
- Broken By Madness
- Dragonfly
- Look at the Stars
- Human Corruption
- Say Goodbye
- Despise Your God
- Leviathan
Nach einer deutschschweizer und einer Tessiner Band geht’s weiter mit einer Band aus der Romandie: Kassogtha aus Genf. Kassogtha ist gerade dabei ein neues Album rauszubringen, die Songs wurden anfangs Jahr aufgenommen und das ganze Werk wird voraussichtlich im Oktober erscheinen. Beim Meh Suff gibt’s den ersten Vorgeschmack, wie es sich denn anhören wird. Dass sich die Band darin versteht, eingängige Passagen mit komplexem Songwriting zu kombinieren, hat sie schon längst bewiesen, und auch ihre neuen Songs sind keine Ausnahme. Live überzeugt die Band sowieso, das Material sitzt – und der Ausrutscher am Anfang von „Grief“, einem neuen Song, der die Band hier zum ersten Mal vor Publikum spielt, scheint fast geplant. Egal, Vokalistin Stéphanie ist symphytisch, genauso wie der (fast) immer grinsende Schlagzeuger. Zum letzten Song „Turbo“ gibt’s noch eine richtig grosse Circlepit, ohne jegliche Aufforderung der Band – die Genfer scheinen beim Publikum bestens anzukommen.
- The Infinite
- Drown
- Waning Moon
- Decide
- Venom
- Rise
- Grief
- Turbo
Mit Korpse aus Holland kehren wir in die Gefielde des Brutal Death Metal ein. Die Band ist mir schon letztes Jahr beim Deathfeast begegnet. Hier beim Meh Suff hebt sie sich etwas mehr von der Menge ab, da das Festival einer etwas diverserem Lineup eine Bühne bietet. Zwar treffen sie hier den Geschmack des Publikums etwas weniger – eine Zuschauerin neben mir findet sie „so schräg, dass es schon wieder gut ist“. Dafür sind meine Ohren noch nicht von der Brutalität abgestumpft, und können das Ganze etwas mehr geniessen – denn wer irgendwas ausser kontinuierlicher Brutalität erwartet, ist bei Korpse an der falschen Adresse. Bei Korpse crowdsurft nicht nur die Zuschauer (aber auch, natürlich) sondern auch der Gitarrist. Unterbrochen muss die Show dafür nicht werden, er spielt einfach weiter. Kaum ist er wieder auf der Bühne, fliegt schon der nächste nach vorne – und gleich wieder zurück. Trotz nicht ganz kinderfreundlichen Texten kommt die Band auch beim jüngeren Publikum gut an, und einige Kinder rennen in der Circlepit mit. Mit der ansage „Meh Suff, lebt ihr noch? Lass uns das ändern – im nächsten Song geht es darum, Steine nach einem vierjährigen Mädchen zu werfen“ verschwinden die Kinder aber. Die Circlepit ist trotzdem noch nicht schnell für die band – es soll schneller werden. Für „Molestation Condemnation“ ist also ein Sprint angesagt – dafür spiele die Band auch schneller. Zu Ende spielt die Band nicht auf der Bühne, sondern auf den Lautsprechern in der Fotopit, und wandert bis an die Barriere, um sich von der Menge zu verabschieden. Oder nicht ganz, sie kehren nochmal für eine Zugabe zurück. Dieser wäre laut Vokalist noch schneller – das wage ich zu bezweifeln, aber „School’s Out Shooting“ ist zumindest schnell genug, um nochmal das Publikum zum Kochen zu bringen.
Wer die Solos bei Korpse vermisst hat, wird bei Disparaged fündig. das letzte Mal, als ich Disparaged gesehen habe, haben sie ein Konzert im Kiff für Jungle Rot, Benediction und Master eröffnet. Damals habe ich leider nur einen Teil ihres (kürzeren) Sets gesehen und gehört, hier kann ich mich also auf ganze 45 Minuten Old School Death Metal freuen. Obwohl die Sonne schon fast ganz hinter den Bäumen verschwunden ist, trägt der Frontman ganz cool eine Sonnenbrille. Mitte Konzert nimmt er sie ab, „sie stören“ auch wenn er ohne sie Blind spielen muss – also doch kein Fashionstatement. Mit oder ohne Sehhilfe ist aber eigentlich egal, jeder Saitengriff sitzt; und auch der Rest der Band – inklusive Neubesetzung am Bass – ist gut eingespielt. Und auch die Improvisation zum Set Ende ist makellos: „Overlust“, der letzte Song ihres Sets, hat Disparaged extra umgeschrieben, damit das Publikum seine Circlepitskills für Kraanium üben kann. Statt Old School Riffs gibt’s nun Slam zu hören – das ganze wird aber mit einem Solo abgeschlossen. Passt.
- Depopulate
- Bringer of Death
- Approaching Underworld
- Servants of Fire
- Conqueror of the Apocalypse
- The Throne
- Reborn
- Wrath of God
- Overlust
Eigentlich sollten jetzt Gutrectomy auftreten, aber die haben ganz kurzfristig wegen einem Krankheitsfall abgesagt. Jetzt spring Kraanium ein, deren Set als Abschluss des Festivals geplant war, aber da so kurzfristig keinen Ersatz für Gutrectomy gefunden worden ist, ist ihr ihr Auftritt nach vorne geschoben worden. Kaum steht Kraanium auf der Bühne, zeigt der eigens komponierten Slam Song von Disparaged seine Wirkung, denn das Publikum war von Anfang an mit Push- und Circlepit dabei, und organisierte sogar eine kleine improvisierte Wall of Death. Ganz so gefährlich wurde es aber nicht, den wieder waren die Kinder mittendrin unterwegs. Wäre auch schwierig zu erklären, warum die von Kraanium mitgebrachten aufblasbare Hammer eigentlich nur Spielzeug für die Erwachsenen ist. Kraanium hätte eigentlich schon beim Züri Gmätzlets im März auftreten sollen, ihr Auftritt ist aber von der Konzerthalle untersagt worden. Dafür können sie jetzt beim Meh Suff Festival auftreten – und im Publikum waren einige „Cancelled by Dynamo“ Shirts zu sehen, die Kraanium bei ihrem Ersatzauftritt im Ebrietas verkauft hat. Das Set wird mit „Klassiker“ „Midget Fucker“ abgeschlossen. Allerletzte Möglichkeit, jemanden mit einem Hammer auf den Kopf zu hauen, ob geschenkt oder selber mitgebracht. Bei den nachfolgenden Black Metal Bands ziemt sich das nicht.
- Slammed cranial remains
- Massive piles of festering remains
- Double barrel penetration
- Rock filled orifice
- Ritualized defleshment
- Braindead skullfucking
- Post mortal coital fixation
- Stillborn necrotic fuck feast
- Hung by your entrails
- Midget fucker
Myrkur steht nach extensivem Soundcheck mit etwa acht Minuten Verspätung auf der Bühne. Zu ihrer Verteidigung: statt der „normalen“ Gitarren, Bass und Schlagzeug Kombo der vorherigen Bands steht bei ihnen gleich zwei Keyboards auf der Bühne, sowie ganze vier verschiedene Mikrofone – eines pro Keyboard, eines in der Mitte, mit frischen Ästen verziert, und ein weiteres Mikrofon zur Seite. Die Band betritt die Bühne zu einem Dröhnen, das von der Stimme von Amalie Bruun, der Musikerin hinter Myrkur durchbrochen wird. Das Licht ist blendend hell, Myrkur wäre auch – und ich sage das als Fotografin.in ungern – mit viel weniger ausgekommen. Zwar stimmt ansonsten das Setting: das Meh Suff befindet sich in der Natur, und ist von Wäldern umgeben. Einer der Buchen, die dort wachsen, haben auch die Zweige für die Bühnendeko gespendet. Das passt alles bestens. Nur die Lichtshow fällt aus dem Rahmen – Strobes und blendend helle Farben passen ganz und gar nicht zur düsteren Musik der Dänin. Mit geschlossenen Augen entführt uns Bruun, begleitet von einem Schlagzeuger, Gitarristen sowie einer Bass- und Keyboardspielerin in die skandinavischen Weiten. Der Klargesang der Bandgründerin schwebt durch die Lüfte bis zu atemberaubenden, manchmal unmenschlich erscheinenden Höhen. Das Hauptinstrument von Myrkur ist die Stimme: Die Instrumentation unterstützt die geschaffene Atmosphäre und verbindet sich, egal ob Piano, Synths, Gitarre, Bass oder Schlagzeug, nahtlos mit dem Gesang. Ich finde vor allem Gefallen an den Neu-Interpretationen von alten skandinavischen Folksongs, mit der Myrkur das Set ausklingen lässt. Während ihr Debütalbum noch einige Black Metal- und Blackgazeelemente enthält, hat sich das Projekt der Dänin jetzt der Folksmusik verschrieben. Bruun scheint selbst überrascht, überhaupt hier aufzutreten – „es ist ein Metal Festival, und wir sind hier, um alte Folklieder zu spielen“. Der Kontrast mit Kraanium zuvor ist zwar krass, aber passen tut es trotzdem.
- Drone Intro
- Like Humans
- Mothlike
- Blood in Gold
- Spine
- Valkyriernes sang
- Dybt I skoven
- Skøgen skulle d
- Serpent
- Blazing Sky
- Devil in the Detail
- Leaves of Yggdrasil
- (Odin?= / Boden og Kragen
- Ulvinde
Weiter geht’s mit noch mehr Black Metal (aber auch nicht wirklich) – Kanonenfieber ist an der Reihe. Die Band fängt ebenfalls etwas später als geplant an, denn nebst der Verspätung von Myrkur, die es aufzuholen gilt, muss auch das naturinspirierte Bühnenbild ihrer Vorgänger dem Schützengraben von Kanonenfieber weichen. Nebst Stacheldraht und Sandsäcken vorne auf der Bühne flanken auch zwei Kanonenattrappen das Schlagzeug. Und natürlich musste die ganze Band auch noch unerkannt in ihre Kostüme schlüpfen. Die Band betritt die Bühne in Dunkelheit gehüllt, und stimmen gleich „Menschenmühle“ an. Gleich nach dem ersten Song verschwindet die Band wieder hinter der Bühne, um nochmals das Kostüm zu wechseln. Das wiederholt sich nach fast jedem Song – etwa die Hälfte Gepäcks, das die Band dabeihat, muss von ihren Kostümen eingenommen werden. Eigentlich habe ich schon alles, was ich zu Kanonenfieber zu sagen habe, in meiner Review zu ihrem Auftritt im Z7 geschrieben. Das theatralische Element ihrer Vorführung wird damit nur noch verstärkt, dass die Bühne des Meh Suffs noch mehr Platz für Props bietet. Zu „Der Füsilier“ lässt sich die Band nicht nur mit „Schnee“ berieseln, Frontmann Noise rüstet sich auch mit einem Air Blaster aus, um den Text des Songs zu verbildlichen. Dabei ist seine Aussprache selbst im Growl so deutlich, dass dem Publikum kein einziges Wort der Liedtexte erspart werden. Ich nutze die Zeit, um mir nochmals Nudeln zu bestellen – alle anderen Essensstände waren schon geschlossen. Wie es sich herausstellte, hat es irgendwo einen Brand gegeben – und die Festivalbesucher müssen sich zur späten Stunde mit Pasta begnügen. Zwar gibt’s für dieses Jahr keine Verpflegung für die Presse, aber trotzdem wird mir Backstage beim Aromat holen noch etwas Knoblauchbrot bei der Backstagebar mitgegeben. Danke!
Naglfar lässt den zweiten – und letzten – Tag des Meh Suffs ausklingen. Die Melodic Black Metal Band aus Schweden waren schon zum diesjährigen Winterausgabe des Meh Suffs zu Gast, und ersetzen hier Misthryming, die ihren Auftritt abgesagt haben. Die Band betritt die Bühne zu einem Pianointro und gleisenden Roten Spotlichtern. Von Anfang an gibt die Band ein hohes Tempo an, aber ohne jeglichen Abstrich bei den eisigen Melodien. Naglfar funktioniert bestens als letzte Band des Abends – Black Metal nach geniesst es sich gut zur späten Stunde nach Mitternacht, und bei 13°C im Mondlicht. Das Publikum nicht mehr ganz so eng zusammengepfercht wie bei Kanonenfieber, und sowohl die Temperatur als auch der lange Tag hat schon vielen zugesetzt. Und Naglfar, obwohl sie eine der melodischeren Vertreter ihrer Genres sind, ist auch um einiges unangenehmer und harscher unterwegs als Kanonenfieber. Trotzdem hat es immer noch einige Personen, die während dem ganzen Auftritt ganz vorne kräftig ihren Kopf mitwippen. Mir gefällst jedenfalls auch gut – vielleicht sogar besser als bei ihrem letzten Auftritt, auch wenn es mir doch immer mehr Richtung Zelt zieht.
- Feeding Moloch
- The Darkest Road
- Bring Out Your Dead
- Vortex of Negativity
- And The World
- Like Posen
- Horncrowned Majesty
- Blades
- Cerecloth
- A Swarm Of Plagues
- Harvest
Fazit? Das Meh Suff vereint ein diverses Line-Up auf einer Bühne, für fast jeden war irgendwas dabei (auch wenn Thrash- und Grindcorefans sich mit wenig bis gar nichts abfinden mussten). Organisatorisch war das ganze Top – das tonnenweise Stroh, das ausgelegt wurde, trotzte dem Schlamm, die Campingwiese war schön am Hang, mit angenehmem Untergrund, und auch wenn ich das Versuchskaninchen beim Einlass war, ging alles kurz und schmerzlos von dannen. Trotzdem – ich muss zugeben, dass mir Genrespezifische Festivals um weites mehr liegen – als Besucher kann man sich zwar so gut ein Programm mit viel Pausen zusammenstellen, als Fotograf.in ist das ganze etwas schwieriger – und noch schwieriger, wenn man auch noch als Schreiberling unterwegs ist. Zwar konnte ich von fast allen Bands irgendwas abgewinnen, aber ich hätte sie trotzdem lieber unter „ihresgleichen“ gesehen. Wer das ähnlich sieht wie ich, muss sich aber nicht anderweitig umsehen, denn die Organisatoren des Meh Suff Festivals organisieren ebenfalls ein Black Metal-lastiges Winter Festival am 9-10. Januar 2026, sowie das Züri Gmätzlets am 14. März 2026 bei dem vor allem Death Metal und Grindcore auf dem Menü stehen. Die ersten Bands sind schon angekündigt – man kann sich unter anderem auf Rotting Christ und Defeated Sanity freuen. Bottoms up!