Review


Aborted, Crypta, The Zenith Passage & Organectomy
Das Kiff öffnete am 8ten Mai seine Tore für The Zenith Passage, Crypta und Aborted. Leider konnten Organectomy, die sich dem Trio als Opener der „Slashing Through Europe“ Tour angeschlossen hatte, nicht in die Schweiz einreisen, da ihre Pässe kurz zuvor gestohlen wurden. Trotzdem lieferte das Line-Up eine erstklassige Auswahl an Death Metal – brutal, technisch und mit viel Groove.
The Zenith Passage eröffneten das Konzert im Kiff. Normalerweise spielen sie als zweites auf dieser Tour – aber in den Tourbus von Organectomy wurde vor zwei Nächten eingebrochen und, unter anderem, die Pässe gestohlen. Die Neuseeländer konnten in Kürze keine Ersatzreisepässe auftreiben und konnten deshalb nicht in die Schweiz einreisen. Daher war heute gezwungenermassen Spielpause – aber für den nächsten Gig in Deutschland soll’s reichen, und die $11’600, um das Gestohlene zu ersetzen, wurde innerhalb von wenigen Stunden zusammengesammelt.
Zurück zu The Zenith Passage – die Amerikaner starteten ihr Set mit einigen technischen Problemen mit dem Bass – der dünne Ton wurde aber nach dem ersten Song behoben, und es ging los mit einwandfreiem Technical Death Metal. Durch das reduzierte Line-Up am Abend hatte die Band die Möglichkeit, ihr Set etwas zu erweitern, und spielten „The Tenebrous Veil“ sowie den namensgebenden Song ihres zweiten Albums, „Datalysium“. Die Band wechselte mit Leichtigkeit zwischen atemberaubend schnellen Riffs und Beats, atmosphärischen Verschnaufpausen und wieder zurück, ohne auch nur ein einziges Mal ausser Atem zu kommen. Fleissig wurde mitgeheadbanged, aber damit blieb es auch – keiner hatte den vom Gitarristen gewünschten „plötzlichen Drang im Kreis zu rennen“. Trotz den einigen einschlägig angezogenen Gestalten, die mir auf dem Weg ins Kiff entgegengekommen sind – wahrscheinlich auf dem Weg ins ausverkaufte Dynamo in Zürich, wo Blood Incantation auftrat – war das Kiff schon von Anfang an gut gefüllt.
Crypta „slashed“ durch Europa mit einer neuen Gitarristin, nachdem Jessica di Falci hatte die Band kurz vor der Tour verlassen hatte (und kurz vor Vollendung eines neuen Albums). Helena Nagagata übernimmt ihren Part bis auf Weiteres, zumindest live – und die Chemie zwischen den drei festen Mitgliedern und dem Neuzugang passt wie eine Faust aufs Auge. Crypta spielt fast ohne Unterbrechung, nur um sich kurz vorzustellen und dem Schweizer Publikum zu danken: „Es ist immer schön, in die Schweiz zurückzukommen, ihr enttäuscht uns nie“. Die Wortkargheit macht die Band aber mit ausdrucksvoller Spielweise und den charakteristischen Grimassen von Frontfrau Fernanda Lira mehr als wett – an Publikumsinteraktion mangelte es definitiv nicht. Dass Vokalistin und Bassistin Lira am Tag zuvor noch krank im Spital war und ihre Mitstreiterinnen ein rein instrumentales Set spielten, konnte man der Frontfrau nicht anmerken. Wie immer eine grossartige Show des Quartetts, eine Band, die man auch als Nicht-Death Metal-Liebhaber mal live gesehen haben muss.
Wie Crypta hat sich Aborted kürzlich von einem langjährigen Bandmitglied getrennt. Drummer Ken Bedene wurde kurz vor Touranfang mit Ex-Benighted Schlagzeuger Kévin Paradis ersetzt, der, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, keine Nacktbilder an Minderjährige verschickt. Dass Paradis die gespielten Songs innerhalb von weniger als zwei Wochen gelernt hat, merkte man nicht – zugegebenermassen bekam man ihn aber während der ganzen Spielzeit nur spärlich zu Gesicht, denn der dichte Bühnennebel schluckte ihn mitsamt Schlagzeug und der restlichen Bühnendeko. Die mitgebrachten „Leichen“, eingepackt in Glaskästen, leisteten dem Quartett, zusammen mit einem aufgespiessten Kopf, Gesellschaft auf der Bühne. (Fast) alle Songs wurden mit einer meist unverständlichen RoboCop-Referenz vorgestellt. Vielleicht lustig für die, die die Franchise kennen – scheinbar war das aber nur die Mitglieder von The Zenith Passage, denn nur aus der Ecke ihres Merchtisches kam ein vereinzelter Lacher. Sonst gingen die Witze über den (filmischen) Horizont des Publikums – oder waren vielleicht nicht ganz so witzig wie geplant. Trotzdem machte das Publikum mit bei den Hampelmännern „wie bei RoboCop“ zum Refrain von „The Origin of Disease“ und machte eine Wall of Death, auch „wie bei RoboCop“. Was natürlich auch nicht fehlen durfte, war ein Feature – denn jeder einzelne Song auf ihrer neuesten Platte „Vault of Horrors“ hat ein Gast. Heute mit auf der Bühne ist Derek Rydquist von The Zenith Passage, der zu „The Shape of Hate“ eine zweite Stimme beisteuerte. Bei „Insect Politics“ griff The Zenith Passage ebenfalls Aborted unter die Arme, nur etwas anders – Gitarrist und „Wall of Death Jesus“ Justin McKinney stellte sich in die Mitte des Publikums, um die Wall of Death anzufeuern. „Man solle aber aufpassen, denn er muss noch mindestens zwei weitere Shows spielen“ – nicht ganz richtig, denn die Tour geht noch bis zum 25. Mai, wo sie in Liverpool ein Ende findet. Dass Aborted vor allem aus ihren neuesten Alben vorspielte – allen voran von „Vault of Horrors“, das etwas gemischte Reviews erhielt, hat nicht allen gefallen, doch mit den drei letzten Songs aus „The Archaic Abattoir“ und „Goremageddon“ wurden auch die lauten Stimmen, die nach „zeig deinen Arsch und spiel alte Sachen“ gerufen hatten, besänftigt. Die bestärkte Moshpit erweiterte sich auch noch während „Sandstorm“ von Darude als Abspann zu Aborted’s Horror-Film-inspirierter Darbietung lief.