Review
Kanonenfieber
Zur Feier ihres zweiten Albums tourte Kanonenfieber quer durch Europa, mit Panzerfaust aus Kanada im Support. In der Schweiz stoppten die zwei Bands im Z7 in Pratteln – zwar nicht vor einer ausverkauften Halle wie bei (fast) allen anderen Stopps auf ihrer Reise, aber dennoch vor einem enthusiastischen Publikum.
Panzerfaust eröffnete das Konzert mit unkompliziertem Black Metal; inszeniert mit viel Nebel und Rückbeleuchtung. Frontmann Goliath machte seinen Namen aller Ehren und türmte die meiste Zeit hinter dem Schlagzeug hervor – wagte sich aber gegen Schluss des Sets an die Barrikaden, wo er trotzdem von fast allen Ecken des Z7 gut ersichtlich war.
Das überhörte «man versteht ja gar nicht was da gesungen wird» ist zwar keine besonders gute Kritik an einer Black Metal Band, etwas ist da aber schon dran – im Vergleich zu Kanonenfieber fehlte der Groove und Mitsing-Faktor, der meines Erachtens einen grossen Teil des Publikums ins Z7 gelockt hat. Kein Wunder also, dass Panzerfaust das Publikum eher weniger abholen konnte.
Kanonenfieber begann ihr Set mit den drei ersten Songs ihrer zweiten und neusten Platte, Urkatastrophe; der ebenfalls der Name der jetzigen Tour zu verdanken ist. Zum «Grossmachtsfantasie» Monolog betrat die Band die Bühne, um dann ging es voller Kraft los mit «Menschenmühle» und weiter mit «Sturmtrupp». Das Publikum sang von Anfang an lautstark mit, und schnell bildete sich die erste Moshpit. Kanonenfieber spielte vor allem neuere Songs von «Urkatastrophe» sowie der «U-Bootsmann» EP vom letzten Jahr.
Das Ganze war aber doch etwas zu inszeniert und theatralisch für meinen Geschmack, und hat teilweise eher an ein Musical als ein Black/Death Metal Konzert erinnert. Zudem scheint Kanonenfieber immer mehr das ursprüngliche Ziel, das sich die Band auf die Fahne geschrieben hat – Krieg realistisch und ohne rosarote Brille zu besingen, beziehungsweise zu beklagen – aus den Augen verloren zu haben. Diese ursprüngliche Kritik geht in der Live Performance in ihrer jetzigen Form verloren zwischen mehreren Outfitwechsel und der Vielzahl an Requisiten, die Frontman Noise hervorgezaubert hat. Vom versprochenen «Anti-Kriegs-Metal» war also wenig bis gar nichts zu sehen.